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Kopftörlgrat

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Freitagmittag, sms an Walter: was wollnma denn morgen machen? von Walter: Kopftörlgrat? an Walter: ich hätt irgendwas am schüsselkar vorgeschlagen, oder kraxengrat. kopftörlgrat ist favourit. von Walter: Sigl-Erdenkäufer wär auch super! [in meinem Kopf: Reizüberflutung! Kopftörlgrat wär schon ne Hammersache, von dem hat Walter schon viel erzählt, langer Grat, im Kaiser, überwiegend 3er Kletterei, das könnten wir sogar im Überschlag klettern. Am Schüsselkar was schwierigeres hinterherklettern wär aber auch gut! Uiuiui. Am liebsten beides, also unaufällig Walter die Entscheidung überlassen...] an Walter: Wann treffen wir uns denn morgen? von Walter: 7 Uhr Brudermühlstraße ok? [Aha, also Kopftörlgrat. Die lange Tour, ohne Zustieg laut Bergsteigen.at schon mal 4 ½ h, also heut abend viel Nudeln und früh ins Bett und mich schon mal mit dem Respekt vor der Tour anfreunden, vielleicht lässt er mich dann ein bisschen schlafen]. von Walter: Schuhe, Gurt, Belay-Device. von Walter: kleiner Rucksack Er ließ mich schlafen. Und als ich dann am nächsten morgen neben Walter im Auto saß und wir uns angeregt unterhielten, steckte mich seine gute Laune und Vorfreude auf die Tour schnell an, das flaue Magengefühl von Mr Respect hatte sich verzogen und besuchte mich nur noch einmal kurz am Einstiegskamin direkt am Kopftörl. Bis dahin erfreute ich mich an der Zustiegszeremonie. Es hat lange gedauert, bis ich es als Zeremonie erkannt habe, davor wirkte es eher etwas bedrohlich auf mich. Es geht immer mit einem lockeren heiteren Gespräch in der Aufwärmphase los, dann merke ich plötzlich, dass Walter viel mehr redet als ich und stelle fest, das liegt daran, dass mir ziemlich die Puste ausgeht. Wenn ich schon merklich hörbar schnaufe, kommt meistens die Frage von Walter, ob ich auch so fertig sei, er habe einfach null Kondition um nach der dann folgenden Trinkpause mit verdoppelter Geschwindigkeit abzuziehen.
Schwupps, über ein Schneefeld, dass er mir freundlicherweise richtig tief spurte, aber nur weil er meinte, das wäre gar nicht ich direkt hinter ihm. Ich trug inzwischen Beduinensonnenschutz, der passte aber irgendwie zur Skurilität der Kaindl-Stewart-Nadel.
Nachdem am Einstieg gerade ein Zweierteam umständlich Gurte und Maggibeutel anlegte, beschlossen wir, erst mal den Zustieg zu verlängern, bis es zum richtigen Einstieg geht. Mr Respect kommt bei in den 30 sec zwischen dem Bewusstwerden, dass es jetzt richtig los geht und dem ersten Fels unter der Hand nochmal kurz vorbei, dann macht er der Kletterfreude und Erleichterung, dass die erste Läge doch keine 8- ist, Platz. Eine unangenehme Querung im Zustieg zum zweiten Turm hat wohl irgendein Chuck ??? (im Angebot wäre Chuck Berni) bei seinem letzten Besuch weggewischt.
Nachdem das Gehgelände endgültig vorbei ist ziehen auch wir die Gurte an, das Seil bleibt aber noch im Rucksack, und klettern über Schrofen und Graspolster, dann immer schöneren Fels in sehr anregendem Gelände los. Es dauert nicht lange und ich erfahre ich mehr über die Zweckmäßigkeit des kleinen Rucksacks.

Bald haben wir eine zweite Seilschaft eingeholt, während ich noch klettere, erklärt Walter dem Vorsteiger den weiteren Routenverlauf. Ich höre etwas von „Schluuuuuf“, „tiefer Spalte“, „abwärtsführendem Kamin“,„WEIBERSCHRECK“, und „Höhle“, in die man besser nicht hereinklettern sollte, sonst kommt man nicht mehr raus. Uiuiuiui. Gut, dass Walter dabei ist, gut, dass er weiß, wo es langgeht, gut, dass er mir das Vertrauen schenkt, das drauf zu haben. So kann ich weiterhin entspannt bleiben und die nächste halbe oder Dreiviertelstunde klettern wir ratschend und entspannt weiter. Manchmal fast nebeneinander, dann wieder 20 m auseinander, wenn es durch gratiges, schrofiges Gelände geht, muss Walter oft auf mich warten.
Eine schöne Erfahrung, ohne das übliche Climber’s Stop and Go (also „Stand“ –„Ich komm“) unterwegs zu sein. Der andere ist nie weit weg, keine Unterbrechung des Kletterns, dafür ein trockener Mund vom vielen Ratschen.
Walter erkundigt sich immer wieder, wie’s mir geht, und mir geht’s jedes Mal richtig gut. Dann gibt’s irgendwann ne kurze Pause am Metallkasten auf dem 4. Turm, kurz vor der Abzweigung des Notabstiegs. Bis dahin war es einfache und schönste Kletterei, klar, ein zwei Gruselstellen gab es schon, meist die Übergänge von der Nordseite zurück zur Südseite des Grates, da zum Beispiel mal eine kleine Platte, die ich aber einfach frech am Rand entlang bin, da war es glitschig, aber wenigstens nicht plattig. So bin ich dann auch ziemlich verblüfft aber auch ein wenig zufrieden, dass es nicht ganz so zahm weitergeht. Das erste Highlight ist ein so etwa 1 m breiter, 7-10 m langer, 2-3 m hoher Kamin, oder Schluuf?
Der Boden voller unzuverlässigem Schutt, am Rand aber überall gute Griffe und am Ende wartet – NIX! Also, am Ende steht Walter und erzählt mir nette Geschichten, darüber, dass das nur so komisch aussieht, aber eigentlich gaaaanz harmlos ist, wenn man es von nahem sieht. Und hinter Walter ist –NIX! Wirklich – NIX. Soviel schön präsentiertes NIX hab ich vorher noch nicht gesehen. Eingepacktes Nix, eingepackt in das Ende des sich absenkenden Kamins, eingepackt in die steile, unbegehbare Wand des Kapuzenturms, eingepackt in einen Rahmen aus Fels, den es geben muss, der meinen Augen nicht ersichtlich irgendwie weiter unten rechts um es herumführen muss. Einfach irr. Nabi, huift ja nix.
Der Felsrahmen, der um NIX herumführt hat gute und viele Griffe und Tritte. Wenn das NIX nicht da wäre, wäre es wirklich eine sehr nette entspannte Querung. So ist es nicht ganz so entspannt. Der Ausstieg gelingt über ein Herantappsen an ein kleines Köpfl, das Ausstrecken meiner zittrigen Hand und eines ebenso zitternden Beines. Damit bin ich zumindest mal gut verkeilt. Unter mir ist immer noch viel Luft, nach einer heftigen Umarmung des Köpfls und zwei weiteren Zügen steh ich wieder in schon vertrautem Schrofengelände und atme ein bisschen auf. Ich merke ziemlich gut, wie mich die überwundene Stelle noch mental beschäftigt, auf mich eindrängt, während ich aufatme aber schon wieder weiterklettere.
Ich muss mich ermahnen und Konzentration aufbringen, um wieder ganz bei der Sache zu bleiben, ich bin immer noch in Absturzgelände und werde es noch eine Weile bleiben. NIX muss auf später warten... ...und Walter mal wieder auf mich...

Die nächste Stelle, die mir haften geblieben ist, ist der IV- –Riß. Die Stelle, die ich im Vorhinein als möglichen Endpunkt für das so schöne seilfreie Klettern einklassiert hatte, weil es vielleicht zu schwer für mich sein könnte. Ich war sehr angenehm überrascht.
Die Stelle war so ähnlich, wie schon viele Stellen vorher, der Unterschied in der Schwierigkeit: ich musste mich nicht mehr zwischen sehr vielen guten Griffen und Tritten entscheiden, sondern nahm einfach den guten Griff und den guten Tritt. Auf der Nordseite ging es dann unkonventionell entweder kriechend oder seitwärts auf allen vieren zwischen zwei schrägen Platten durch.
Der Schwerpunkt muss ja nicht immer über den Füßen liegen... Nachdem die Ellmauer Halt schon zum Greifen nah erschien, gab es das Abschlussschmankerl.
Den finalen Nervenstärketest: den ich nicht so ganz bestand, Walter sagt, ich hätte gejammert. Meine Kräfte waren schon ein bisschen weg, man muss noch mal von einer Platte in einen Kamin spreizen, um nicht in der Höhle zu landen, aus der man nicht mehr rauskommt, und dann die Seite wechseln um nicht zu weit in einen abdrängenden Riß zu verschwinden, sondern tatsächlich auch ober rauszukommen. Mit Walters Ansagen und Mutzusprachen ging’s dann irgendwie schon.
Den Gipfel ließ sich auch der Boulderbär nicht entgehen.
Es gibt Gerüchte, dass er sich noch länger dort oben aufhalten wollte, und deshalb sehr eigenwillig im Rucksack beim Abstieg nicht auffinden ließ...
...und jemand dann beinahe am nächsten Tag noch mal auf die Ellmauer Halt gegangen wäre, aber nur beinahe. Der Bär hatte es sich wohl doch anders überlegt. Zum Abschluss Kuchen

auf der Gruttenhütte

und der Blick zurück.

"Memento" (Piz Palü östl. Nordwandpfeiler)

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Kennt Ihr Christopher Nolens "Memento"? Das ist einer dieser diese Filme, in denen die Handlung rückwärts zu laufen scheint. Jede Szene wirkt wie ein Puzzlestück und erst am Ende erscheint die ganze Story wie ein großes Bild, meistens anders als erwartet.

Memento:

Wir sitzen beim Italiener um die Bilder vom letzten Wochenende auszutauschen. Draußen schüttet's aus Kübeln, Katharina sitzt vor, bzw. von mir aus gesehen hinter einem reichlich großen Stück Lasagne. Ursprünglich waren Canneloni oder so geplant, aber sie hat so einen riesigen Hunger, und Lasagne ist mehr. "Danke, jetzt ist der Appetit wieder weg. Mir dreht sich schon wieder der Magen um!" Die Vierergruppe Anwälte am Tisch hinter mir, die sich angeregt über ihre Mandanten und Mandate amüsieren, verstummt kurz.
Beim Bergsteigen kommt einem ja duchaus manchmal der Mageninhalt entgegen. Aus Angst zum Beispiel. Mit Chrissi mitten in der Eisspur an den Renkfällen wär mir das beinahe passiert. Wir hingen am Stand der dritten Länge. Chrissi startet das wenige Zentimeter dicke Eisschild hoch, dreht eine Schraube, die nach wenigen Umdrehungen wieder in dem breiten Luftspalt zwischen Eis und Fels zum Vorschein kommt und sich lustig ins Leere schraubt. Bei jedem Schlag schwingt das Eisschild hin und her, keine Ahnung wo es überhaupt noch mit dem Berg verbunden ist. Keiner der anwesenden Eiskletterer wollte in diese Linie einsteigen. Ausser Chrissi. Alle schauten etwas verwundert, empört, verständnislos, als wir an dem Grüppchen nicht unbekannter Eisakrobaten vorbei zum Einsieg der Eisspur stapfen. "Wollt's ihr da wirklich einsteigen?" Tom's lapidarer Kommentar: "Am Walter is des wuascht...." Das Eisschild vibriert und ich spüre hilflos den Drang des Frühstücks in die Freiheit. Wenn wir das überleben geh ich nie mehr in so 'nen Albtraum! Ein paar Stunden später am Ausstieg denk ich mir, Maaan, so geil! Ein paar Jahre später im Supervisor wär's beinah schief gegangen. Vorsätze haben meist eine sehr kurze Halbwertszeit.
Auch die Höhe ist oft verantwortlich für die Verweigerung des Magens, das zugeführte Nahrungsmittel der Verdauung zu überlassen, sondern selbiges im hohen Bogen in die Umwelt zu verteilen. So wie mir mein Bruder am Aconcagua die mühsam gekochten drei Liter Tee aus dem Zelt entgegeschleuderte, genau in dem Moment als ich ins Zelt kriechen wollte.
Oder einfach die Anstrengung, körperlich wie auch mental, wenn's dem Körper und dem Geist einfach mal zu viel wird. Erst vor einer Woche als Christian, Katharina und ich uns durch's Stubai biwakierten, beim Sonnenuntergang auf dem Wilden Pfaff.


Sowas kommt vor. Auf der Heimfahrt unterhalten wir uns natürlich darüber, was jeder noch so alles machen möchte. Palü Ostpfeiler und Weißhorn Überschreitung finden sich in unserer Schnittmenge. Nach der Tour ist vor der Tour. Eine Woche später steht der (neue = der alte, nur neuer) Volvo mal wieder auf dem Parkplatz der Diavolezza Bahn. Um uns rum eine Menge mehr oder weniger hektischer Hoch- und normaler Touristen. Schwer bepackt, equipped bis in die Haarspitzen. Makalu Westpfeiler? Da lang!
Wir nehmen 's eher locker und kommen uns in Jeans und Turnschuhen etwas deplatziert in der Gondel vor. Dafür müssen wir nicht in der Berghose beim Vier-Gänge-Menü sitzen.


 Eine polnische Zweierseilschaft klimpert auf der Panoramaterrasse unünersehbar mit den Insignien der Extremen herum, gefährlich aussehende Eisgeräte mit jungfräulichen Klingen, Eisschrauben, Friends, Karabiner... Die Reaktion des staunenden Publikums in Form einer Gruppe Jugendlicher voller Spannung auf die morgen bevorstehene Besteigung des Piz Palü lässt nicht lange auf sich warten: "Ihr habt's was Gröberes vor, oder?""Sorry, Polish!"
Um kurz vor vier Uhr beim Frühstüch haben wir uns dann auch als Alpinisten geoutet. Wir tappen Richtung Piz Torvat. Und weil's so schön markiert ist, plötzlich auch gscheit bergauf anstatt waagrecht um den Klapfen herum. So lange bis es überall wieder bergab geht. Scheiße, verkoffert im Halbschlaf. Hinter uns ein ganzer Wurm aus Stirnlampen, der sich uns, wahrscheinlich ebenfalls wegen noch nicht hochgefahrener Denksysteme, gedankenlos hinterherverkoffert hat. "...gscheit verkoffert!" sag ich den Nachfolgenden als ich zurückgehe. Der Wurm ist unbeeindruckt und geht ebenfalls erst ganz hinauf, wahrscheinlich um selbständig erkennen zu dürfen dass das der falsche Weg war. Nun gut, ist passiert, ne halbe Stunde verschissen. Wenig später laufen wir über den aperen Persgletscher hinüber zum Eisbruch unter dem Piz Cambrena.


Durch den Bruch geht's gut, allerdings sind die Spaltenübergänge um die fortgeschrittene Jahreszeit schon filigran, ich denk mir noch, "Hei, Nachmittags wenn's aufgeweicht ist kann das spannend werden. Immer aufmerksam Augen auf beim Bergsport".



Nach der ersten großen Bruchzone verlassen wir die ausgetrete Autobahn des Normalweges und halten auf den Ostpfeiler zu. Die Sonne kommt raus, endlich allein unterwegs. Doch Mist, was seh ich da? Steigeisenspuren, ganz klar polnischer Herkunft. Am Einstieg haben wir dann auch erst mal Zwangspause. Die Polen kämpfen derweil mit dem Einstieg.


Wir lassen uns Zeit um etwas Abstand zu haben. Nützt aber nicht viel, also bleibe ich einfach etwas weiter rechts um gleich die Pfeilerkante zu erreichen, während die Kollegen aus dem Osten links in der Flanke bleiben. Geiler Fels, Klettern in der Morgensonne, der einzige Wehrmutstropfen sind die unerwarteten Bohrhaken. Aber mit denen ist's nach zwei Längen vorbei und ich wieder versöhnt mit dem Pfeiler. An der Kante schaue ich rüber zum Bumillerpfeiler.



Das war auch ne lässige Aktion. Beim Abstieg mit Ralph vom Biankograt dachte ich mir, der schaut aber grad gut aus. Handy raus und noch auf der Isla Pers Berni angerufen: "Was machst'n morgen?" Nix, hat er gesagt. Also mit Ralph heimgefahren, Berni eingeladen und wieder hingefahren. Bergsport = Motorsport hat Franz auf seinem Blog geschrieben, wird seine Richtigkeit haben. Aus Sauberkeitsgründen und weil's alles Training für's Gebirg ist, haben wir auf die Seilbahn verzichtet und sind zu Fuß auf die Diavolezza. Der Bumiller war dann echt klasse. Beim Zustieg hat mich zwar der Eisschlag erwischt, als weiter oben am Pfeiler Berni zu mir kommt und wir das Seil anlegen, meint er "Wieso hängt dir denn das halbe G'sicht runter?" War aber nicht so schlimm, sah nur wüst aus. Die Kletterei am Bumiller war erstklassig gut und die Eisnase bot noch zwei perfekte senkrechte Längen in bestem Eis!

Hier an unserem Pfeiler ist's auch super, perfekter Fels, immer an der Kante entlang. Immer gut, nie langweilig.


Ein Turm winkt mit ein paar Haken, drei von insgesamt fünf am ganzen Pfeiler, abgesehen von den ersten beiden "sanierten" Längen.


Hier ist's mal gar nicht so einfach, nix mit IVer Gelände, V+/A1 ist angesagt, aber saugut. Überhaupt denk ich mir mal wieder was zu Bewertungen und deren Verwendung.
Der Ostpfeiler am Palü ist mit D- bewertet, klettertechnische Schwierigkeit Stellen IV, oft III und II, kaum fixes Material das den Weg weisen könnte, Eis bis 50°, 600 Meter, komplizierter Zustieg und knapp 1000 Hm Abstieg. Stimmt alles soweit. Der Papillionsgrat in Chamonix hat 200 Hm, davon zwei SL V, Rest II und IV, ist bestens mit Material bestückt, Zustieg eine halbe Stunde von der Seilbahn und eine Abseilpiste als Abstieg. Kann man als nette Nachmittagsunternehmung machen. Klar, eine gute Tour und für viele auch ein großes Ziel und ebenso große Leistung, das will ich nicht schmälern. Aber dann in irgend einem Forum D+ reinschreiben? Naja, haut's mal ned gar so auf's Blech Burschn...



Nach dem Turm legt sich der Pfeiler zurück und hier findet sich etwas leichtes Gelände, seilfrei will ich es Katharina aber nicht zumuten, der Fels hat mittlerweile eine ziemlich durchgängige Eisglasur und runterfallen ist nicht gut hier. Und die Seele soll ja auch genießen und sich nicht zu Tode fürchten an so einem schönen Grat. Schwer ist leicht mal was. Nicht nur an sich selber denken, sondern auch daran wie es dem anderen damit geht. Dann dauert's halt a bissal länger.


Wenn ich schnell sein will, geh ich mit Rainer. Wir haben letztes Jahr den Spinaspfeiler, noch eins weiter rechts als der Bumiller, gemacht. Vier Stunden. Auf der Tour hat Rainer mir auch gesagt, dass der Ostpfeiler doch lohnend sei, weil mir der bis dahin zu "langweilig" erschien. Rainer, da hast Recht g'habt!

Nach dem flacheren Teil schließt eine schöne Firnschneide den Pfeiler wie ein Sahnehäubchen ab.


Die beiden Polen ziehen am kurzen Seil hinauf. Da lassen wir lieber etwas Abstand, die Flanke hat gute 50°. Zwar guter harter Firn, aber das kann auch zwischendrin mal ein paar Meter blank werden, und dann? Wenn dann einer von euch rutscht, stolpert, das Eisen verliert.... Übel kommt mir die Erinnerung an das Gipfeleisfeld der Eiger Norwand hoch. Nachts im Surm am laufenden Seil löste sich Bernis Steigeisen und er stürtze, ich hing im blanken Eis an meinen beiden Quarks, Berni hing irgendwo unter und vor allem an mir in der Nacht. Das war gar nicht lustig. Nein, das machen wir nicht, Katharina hat wenig Erfahrung im Eis, ich geh das mit Seil. Also alle 50 Meter hacken, Schrauben drehen, und dann wird so eine "kurze Firnschneide" ganz schön lang, zerstückelt in 50 Meter Stückchen.

Fünf Stückchen um genau zu sein.
Dann oben!




Die Sonne sinkt über den Piz Bernina, wird ihn schon bald berühren. Fast schon ein magischer Moment. Wie wenn sich die Hände zweier Verliebter endlich berühren, fast wie zufällig, und in Wirklichkeit doch unvermeidlich.



Ich liebe diese Bergsteigerei, egal wie schwer oder leicht! Sonnenuntergang auf dem Palü, den Gipfel und alles drum herum nur für uns, keine Horden, keine Sonnencreme-Angstschweiß-Gipfelurinfleck geschwängerte Modegipfelstimmung.


Den Gletscherbruch erreichen wir noch bei Tageslicht, doch einige über den Tag kollabierte Spaltenübergänge geben der Sache eine gewisse Würze, die sich ob der dann plötzlich fortgeschrittenen Zeit mit einhergehender Lichtschwindung zur Chilli-jetzt-wirds-aber-doch-scharf-Stimmung ausbeult. Ich steh dumm rumm. Auf einer von hunderten steigeisenbewährter Hochtourenschuhen aus- und eingetretenen Spur im Bruch des Persgletschers. Mit vor mir nichts. Mist. Jetzt hab ich mir von oben, vom Pfeiler aus, so gut eingeprägt, welche Brücken über den Tag kollabiert sind und wie der Weg durchs Labyrinth am besten geht. Aber diese Stelle hab ich nicht bedacht. Sieht man auch von oben nicht. Von unten beim Zustieg auch nicht. Aber jetzt, davor, seh' ich's genau. Ein großer Sprung und schon bist auf dem Schneebalkon, der vom unteren Spaltenrand in die vielleicht fünf Meter breite Wunde, die mangels Elastizität in der Materie Gletscheis entstand, ragt.


 Springen... ok, aber lieber hintersichert. T-Anker mangels Eis, ausgerechnet hier wo ma's braucht wieder nur Sulz und Bröseleis. Nochmal nachdenken, dann Anlauf, Augen zu, Hirn aus und "wird schon halten"... Nein, funktionier nicht, das Nachdenken zu Anfang stoppt schon den ganzen Vorgang: Spalte mit zuviel Rand, komm ich im Fall eines Falles alleine nicht raus, Schneebalkon viel zu mächtig, wenn der kommt, kommt viel, mit den Eisen abtauchen, alles viel zu heikel. T-Anker wieder ausbuddeln. Anderen Weg suchen. Nicht gefunden. T-Anker wieder verbuddeln, alles nochmal. Alles? Ja, alles! Auch dieselbe Entscheidung. So ein Blödsinn, und so was passiert mir! Lächerlich! Hoffentlich siehts keiner...
Also wieder auf die Suche nach einer anderen Möglichtkeit. So, und nun findet sich diese auch, zwar etwas weiter als vorhin geschaut, aber safe für uns zwei. Schön. Dann noch zurück zum Piz Torvat und hinüber zur Diavolezza. Ein Panasch und 'ne Zigarette Nachts auf der Terasse. Zufriedenheit stellt sich ein. Schlafen gehen.
Frühstück auf der Terasse. Latte macchiato, und wieder haben wir unsere Leben angefüllt mir einem wunderbaren Abenteuer im Gebirge. Bei Sonnenschein durch's Engadin zurück. Etwas wehmütig, weil's immer ein Abschied ist, vom Berg, vom Abenteuer,von der Vorfreude, weil mir jetzt kein Pfeiler mehr fehlt am Palü.
Es ist ein bischen so, als wenn du eine Schokolade aufgegessen hast: Sie hat wunderbar geschmeckt, es hat Spaß gemacht sie zu essen, es war auch genug, mehr müsste gar nicht sein, aber jetzt ist sie ALLE! Du kannst Dich nicht mehr darauf freuen sie zu essen, das Verlangen ist gestillt. Aber Berge sind unendlich. Nach der Tour ist vor der Tour. Alles ist Training und Vorbereitung für's nächste. Wirklich oben bist Du nie hat Reinhard Karl das beschrieben. Ich nenne es Wehmut. Die Wehmut zwischen gewesen sein und werden, zwischen Vergangenem und Zukunft, das Jetzt. Beim Bilder austauschen sage ich was von Weißhorn Überschreitung, das wäre auch noch in Katharinas Range. Sie war aber noch beim Ausruhen, bei der Freude über den Pfeiler am Palü, noch nicht bereit für den Druck, die Leistungsgrenze wieder ein Stück zu verschieben. Der Magenschwinger der Angst und Anspannung, der immer genau dann in Deinem Bauch landet wenn du etwas vorhast, von dem du nicht weißt ob du dem gewachsen sein wirst, landet zielgenau in ihrem Solarplexus. "Danke, der Apettit ist weg, mir dreht sich schon wieder Magen um..."
Doch ich weiß es mittlerweile: Der Appetit kommt, das Bauchweh geht, und umgekerhrt. Wirklich satt wirst Du nie!

Eiger Nordwand Der Film

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Nach vielen Monaten Arbeit ist er nun fertig: Der Film!

Wir zeigen wie 's war, unsere Empfindungen, Freuden und Ängste während unserer Begehung im Winter die beinahe ein böses Ende genommen hätte. Eine etwas andere Geschichte zu dieser Wand. Für alle die's interessiert wie es dort ist, die eine Routenbeschreibung suchen, die sehen möchten wie wir so sind wenns mal nicht lustig ist...

Wir zeigen den Film am Montag 04. März 2013 im TGM in Müchen, Zentralländstr. 4 (Nähe Kletterhalle Thalkirchen). Beginn 20.00h, Eintritt ist frei.

Ciao,Walter

Winterlicher Jubiläumsgrat (3.4.13 - 4.4.13)

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Von Johannes Wirth

Wenn Sebi und ich aus unseren Dachfenstern zu Hause schauen, sehen wir den Jubiläumsgrat zum Greifen nahe. Vor allem nach den ersten Schneefällen im Herbst gewinnt er an Eleganz. Speziell aber im Winter wird die Eleganz noch durch Erhabenheit ergänzt! So war für uns beide klar, dass wir diesen so berühmten Weg nur in der Winterzeit gehen werden. Vor ein paar Tagen ging es mit bleichen Gesichtern vorzeitig aus dem Hochgebirge zurück. Grund: Wir hatten unreines Bergwasser getrunken, was zu ausgedehnten Toilettengängen und Bettruhe führte. So haben wir ihn wieder beobachten, den Grat. Einen Tag später stehen wir auf dem Zujgspitzgipfel und stapfen die ersten Meter in hüfthohem Schnee Richtigung Alpspitze.




Vorfreude auf die kommenden (Kilo-)Meter


Ein Bergführer mit seinem Kunden ebenfalls. Nach zehn Minuten überholen wir und verabschieden uns von den Beiden. 








Bereits nach drei Stunden erblicken wir die Biwakschachtel. Freude kommt auf und unser Ziel, in einem Tag "durch" zu kommen, trotz der Wühlerei, scheint realisierbar zu sein







Doch plötzlich zieht dichter Nebel auf. Unser Fortkommen verlangsamt sich drastisch und bald merken wir, dass wir falsch sind.



 Und das auch noch auf einem Grat, wo es doch meistens nur vor oder zurück geht. Wir stehen irgendwo im Nirgendwo auf einem Grat, den wir beide zuvor noch nie betreten haben. Letztendlich wird das Grathütterl am späten Nachmittag erreicht und wir beziehen unser Lager, da an den Weiterweg nun nicht mehr zu denken ist!


Sebi hackt erstmal das Fenster frei!....



...und voila, es werde Licht


Der Kocher brodelt bald, das Essen schmeckt und die Kerze brennt, auch schön. Doch was ist eigentlich mit unseren beiden Kumpanen, die wir ganz am Anfang überholt hatten? Als sich der Nebel verzieht und die Sonne untergeht sage ich noch mit leichtem Grinsen: Also entweder kommen die beiden 22.00 Uhr total entkräftet, oder sie sind umgekehrt. Ersteres tritt ein...
Sie sind dummerweise unseren falschen Spuren im Nebel gefolgt. Und als Tüpfelchen auf dem I ist der Bergführer auch noch, zum Glück angeseilt, durch eine Wechte gebrochen. Aus reichlich schlechtem Gewissen bekommen die Beiden von uns Tee und Riegel und die Stimmung kippt ins Positive! So können Sebi und ich doch noch zufrieden einschlafen. Am nächsten Tag schlendern bzw. wühlen wir uns gemütlich, untermauert von herrlichem Sonnenschein, zur Alpspitze






















Am Ende stehen wir beide glücklich und zufrieden das erste Mal auf der Alpspitze









Runter gehts flott per Via Ferrata
Nun sehen wir wieder aus unseren beiden Dachfenstern, bestimmt aber aus einem andern Blickwinkel als vor der Tour!


ImpoSand

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Der Falkenstein im Abendlicht
Was soll man sagen? Was soll ich schreiben, zum Klettern im sandigen Osten Deutschlands, im
Elbsandstein? Das Bergsteigen hier lässt sich schwer vergleichen, tanzt es doch so sehr aus der Reihe.
Es muss so genommen werden wie es ist. Man muss sich drauf einlassen und möglicherweise vieles
anders machen als man es gewohnt ist. Im Kommenden will ich meinen Eindruck vom sächsischen Bergsteigen schildern und begründen warum mein Herz so sehr für diesen winzigen Fleck Land schlägt.

Jo und ich auf dem Bloßstock
Es sind die kleinen Dinge, die Details und Feinheiten; nicht die gigantischen Ausmaße, die Weite und Größe, wie sie in den Alpen vorherrscht, die das Klettern und das bloße Im-Gebirge-sein zu einem Erlebnis für sich machen. Die höchsten Gipfel sind hier neunzig Meter hoch. Dementsprechend lang
sind auch die Wege. Dennoch gibt es Wege für die man zwei bis drei Stunden Zeit einplanen sollte.
Die Wände sind zwar klein, die Dichte an Entscheidungen während des Kletterns und die Intensität der Kletterei aber so unproportional hoch, dass oft schon eine Tour am Tag reicht und der Kopf ist voll, das Herz ist satt. Das ist es, was es ausmacht, das Klettern hier. Das Erlebnis, die runde Sache und der bleibende Eindruck, den eine Tour hinterlässt.
Der untere Teil der Goldsteigkante am Goldstein von oben
Die Kletterei ist anders. Sie zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Aus einer glatten Wand führt plötzlich ein langer Kamin auf den Gipfel. Der Kamin, der Ausstieg der Route, ungesichert, setzt der Kletterei in der Wand die Krone auf. Es wartet kein Umlenker. Die Route endet nicht plötzlich. Sie wird erst durch den Ausstieg auf den Gipfel zum richtigen Erlebnis. Es ist kein Sportklettern. Es ist aber auch kein alpines Klettern. Es ist etwas dazwischen. Gesichert wird wie vor hundert Jahren mit Schlingen und Ringen. Oft reichen Schlingen nur zum Ruhen. Einen Sturz würden sie nicht halten. Das verändert die Art des Kletterns ungemein. Macht man schwierige Züge in der Nähe eines Rings noch ohne Bedenken sieht es in der Nähe einer Schlinge ganz anders aus. Die Bewegung wird Stück für Stück weiter geführt, in der Not zurück geklettert, bis der Zug sitzt. Drei Meter weiter kommt wieder ein Ring. Grandios sportliche Züge stehen an. Am Ende wartet ein rustikaler Rissausstieg. Das ist es warum jede Bewegung auf den achtzig Metern Wand so sehr prägend ist und sich einbrennt. 
Mich packt es jedes Wochenende aufs Neue. Mich nehmen die Kletterei und die Felsenfahrten so sehr mit, dass es mir genauso geht wie nach einer Tour durch den Kalk des Kaisers oder den Granit des Bergells. Die Brötchen schmecken hinterher besser, die Luft wirkt frischer. Die Akkus sind wieder bis zum Anschlag voll.

Naja...
Ich hoffe ich konnte dir als Leser einen Eindruck vermitteln worum es (mir) beim Klettern im Elbsandstein geht. Vermutlich werden viele die Sächsische Schweiz kennen, die Meisten aber noch nicht dort gewesen sein. Ich empfehle euch, ob nun Vollblutalpinist oder Gelegenheitskletterer, stattet dem Sandstein einen Besuch ab und lasst euch drauf ein. Sich einen Kamin hochzuschinden kann eine sehr befreiende und bereichernde Sache sein. 


Der untere Teil der Goldsteigkante am Goldstein von unten 

"Eine VI ist eine VIIa ohne Ringe" - Der Südweg am Mönch



Auf der Zyklopenmauer mit Blick in den kleinen Zschand


Eiger Nordwand Der Film

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Eigentlich hat alles gut angefangen:
Gute Verhältnisse in der Eiger Nordwand, unserer Winterbegehung steht nichts im weg.
Schwieriger Riss, hinterstoisser Quergang, Erstes und zweites Eisfeld, alles läuft super bis zum Todesbiwak.
Doch der zweite tag bringt ärger mit einer anderen Seilschaft. Es wird spät und später, die Dunkelheit bricht herein.
Nachts versuchen wir uns im Höhensturm nach oben aus der wand zu kämpfen, doch plötzlich Stürzt einer….

Der film zeigt wie 's war, unsere Empfindungen, Freuden und Ängste während unserer Begehung im Winter.
Eine etwas andere Geschichte in dieser Wand. Für alle die's interessiert wie es dort ist, die eine Routenbeschreibung suchen, die sehen möchten wie wir so sind wenn‘s mal nicht mehr lustig ist...
Für mich eine persönliche Sache, für euch zum Miterleben

Donnerstag 30.01.2014, München Praterinsel im alpinen museum des DAV, Einlass 19.30, Beginn 20.00

 

Planspiele: Aguille Noire Südgrat

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Der Südgrat der Aig. Noire ist schon ein echter Brüller, und je eingehender man sich damit befasst, um so größer, steiler und auch schöner wächst dieses Trumm Stein in den Himmel über dem Monarchen. Dabei ist es nur der Auftakt zum Weg auf dessen Haupt, dem Peuterey Integrale.
Letztes Jahr waren wir schon einmal hier. Allerdings brachen wir unseren Versuch ziemlich abrupt in der Scharte nach der Point Welzenbach ab: In der Nacht hatte sich der oberste Teil der Südwand recht eilig und mit lautem Getöse hinunter in den Feuileton des Allemands aufgemacht. Der oben gebliebene Rest hörte nicht auf mit Steinen hinterher zu werfen. Als dann auch noch bereits um Acht Uhr in der Früh die ersten Gewittertürme nach oben schossen, haben wir uns entschieden, lieber auf dem schnellst möglichen Wege von dort zu verschwinden: Nix wie weg und zwar schnell!
Allerdings brachte uns dieser Versuch doch eine Menge nützlicher Erfahrung und Infos: Zum Beispiel dass wir zu langsam waren, weil wir unbedingt mit den Bollerschuhen klettern wollten. So ein Schmarrn. Ein weiteres, nicht zu verachtendes Detail: Wenn man alle greifbaren Routenbeschreibungen zusammenwirft und richtig wieder zusammensetzt hat man eine kleine Chance die eine oder andere Kletterstelle wieder zu finden. Es ist allerdings auch gut möglich eine völlig falsche Beschreibung zusammen zu stopseln. Da wird zum Beispiel in einem sehr beliebten Buch mit vielen schönen Topos schon mal ganz locker die linke mit der rechten Gratseite verwechselt, hier eine oder auch mehrere Seillängen weggelassen und dafür an anderer Stelle einfach wieder dazu gebastelt.
 
 
All das und noch viel mehr ließen wir einfließen in unsere Planung. So sitzen wir diesmal im 911er im Val Veny, der Blick durch die Dachluke über meinem Bett streift vom Vorbau des Noire Südgrates bis hinüber zur Südseite der Grand Jorasses. Jo lässt sich's schmecken.
 

 
Wir planen, was wir dieses mal anders machen wollen: Diesmal besser mit Kletterschuhen, und zwar gleich von Anfang an. Auch die Nacht auf der Borelli Hütte wollen wir uns sparen. Lieber noch ein Stück hinauf zu den Biwakplätzen unter der Point Bifide. Mehr Wasser mitnehmen als letztes mal. Je mehr wir besprechen, um so klarer werden die Formen unseres Planes. Die Ausrüstung, wie viele Riegel für wie viel Zeit, an welchem Tag wollen wir was essen und und und. So ein Plan ist eine faszinierende Sache: Man wirft ihn sich gegenseitig immer wieder zu, jeder verändert etwas daran, und plötzlich entwickelt der Plan sein eigenes Leben: Er passt sich immer mehr den wahrscheinlichsten Szenarien an, er verändert dein Denken und Empfinden, und dann ganz plötzlich diffundiert er hin zur Realität: Um halb acht laufen wir gemütlich los.
 
 
 
Wir lassen uns Zeit, sammeln unterwegs noch einige Kristalle ein, genießen die Morgenstimmung über dem Val Veny. Beim Planen haben wir grammweise das Gewicht reduziert, und jetzt stopfen wir uns fast Kiloweise Steine in die Taschen. Logik geht anders. Trotzdem sind wir schon nach knapp zwei Stunden an der Borellihütte. Wir lassen sie rechts liegen und gehen den Feutillon des Allemands hinauf. Nach einem Frühstück in der Morgensonne steigen wir schon um halb elf ein.
 



 
Die Kletterei geht mit den Kletterschuhen schon viel besser als mit den Bollerschuhen. Wir klettern gleichzeitig und fühlen uns wohl dabei. Klettern und ratschen, einfach so dahin steigen. Herrlich! Mittags erreichen wir die Biwakplätze unter der Point Bifide. Letztes Jahr waren wir etwa zur selben Zeit hier, allerdings sind wir da um drei Uhr an der Borellihütte aufgestanden. Wir sollten heute noch locker zum unserem Biwakplatz vom letzten Jahr auf der Point Welzenbach kommen. Also weiter!
 
 
Vor dem Gipfelaufbau der Point Bifide beschließen wir uns doch mal anzuseilen: Sonst machen wir das heute gar nicht mehr, und wir wissen dass uns schon noch ein paar schwerere Seillängen erwarten.
 
 
Trotzdem kommen wir recht gut voran und erreichen kurz vor fünf den Biwakplatz unter dem Gipfel der Point Welzenbach.
 
 
Der Abend wird gemütlich. Die Nacht leider nicht so: Es graupelt und alles wird nass. Mich friert's schon erbärmlich. Dem Jo geht's nicht besser. So kommen wir am nächsten Tag auch nicht so wirklich früh weiter: Wir trocknen erst einmal die feuchten Sachen in der Morgensonne.
 
 
 
Dafür können wir die Kletterei auf den nächsten Turm in der Sonne genießen. Leider hüllt sich auch heute die Noire bald wieder in Wolken, und so sollten es die einzigen Sonnenstrahlen bis zum Abend bleiben.
 
 
Die Kletterei ist trotzdem gut, wird immer steiler und aufregender. Etwas kalt halt ohne Sonne.
 
 
Da wir nicht sicher sind auf dem Gipfel der Noire noch gute Biwakplätze zu finden, bleiben wir kurz unterhalb des letzten Turmes, da gibt's zwei schöne Liegeplätze für uns!
 

Kalt ist's schon, aber diese Nacht wenigstens trocken.

 

 


 
Am nächsten Morgen erwarten uns nur noch zwei leichte Seillängen und ein fieser Riss auf den Gipfel des letzten Turmes.
 
 
Der Blick zur Südflanke der Aig. Blanch macht uns die Entscheidung leicht: Bei diesen Verhältnissen schaffen wir es kaum schnell genug bis auf den Mt. Blanc. In zwei Tagen sind -12° Mittagstemperatur auf 4.500 mtr. voraus gesagt, und danach Schneefall. Genau da wären wir auf dem Weg zu Gipfel. Zu kalt, zu viel Risiko. Auf der Nordseite hat die Jorasses inflationär gute Bedingungen, die Colton Mc Intire bekommt in zehn Tagen mehr Begehungen als sie bis dahin überhaupt hatte. Für unser Vorhaben hier auf der Südseite sind die Verhältnisse mehr katastrophal denn inflationär. Schade.
 
 
Der spannendste Teil des Tages kommt erst noch: Der Abstieg durch die Südflanke und den Ostgrat.
 
 
 
Zum Teil recht heikle Abkletterei in steilem Bruchhaufen. Abenteuer pur.
 
 
Weiter unten gibt's ein paar Abseilstellen, aber auch die wollen erst einmal gefunden werden.
 
 
Das Material ist auch nicht unbedingt ganz taufrisch. Eine Prise Fatalismus schadet hier nicht. Zu viel davon macht den Abstieg allerdings auch gleich wieder fatal.
 
 
Nach sechs Stunden haben wir wieder festen Boden unter den Füssen und sind auch ganz froh drum.
 
 
Anderntags lassen wir's uns -wie könnte es auch anders sein- schon wieder gut gehen. Ein Topo ist bereits skizziert, auch vom Abstieg, und wartet nur noch auf die Ausarbeitung. Dann natürlich mit genauer Beschreibung hier.
 
 
 


 
 


 

 

Rien ne va plus

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Die Seile verzwirbeln sich hinter dem Heli während der im Steilflug nach Corvara abtaucht. Dreißig oder vierzig Meter Seil müssen das sein. Sieht eigentlich sehr schön aus, das gelbe und das blaue Seil. Es erinnert mich an den Antrieb des Unterwasserfahrzeuges der Jedi Ritter in Episode One: "There is always a bigger fish!" Schon irre was man so alles denkt in so einer Situation. Es ist Minute fünf einhalb von sechs. Sechs Minuten dauerte Rettung seit der Heli angeflogen ist. Aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Zeitgefühl Fehlanzeige. Ich hab Angst, eines der Seile, die noch an meinem Gurt festgeknotet sind, könnte sich um meinen Fuß wickeln, den ich mit einer Hand halte damit er nicht hinunterfällt. Jetzt seh' ich unter mir die Wiese. Die Seile schleifen über das Gras. Der Boden kommt näher. Helfende Hände. Gleich wird's besser, alles wird gut.


Alles hatte so gut angefangen. Vor einer Woche waren wir zu dritt in den Dolomiten unterwegs. Wir haben eine easy Bolthopping Route geklettert und viel Spaß gehabt. "Re Artu" hieß das Teil, VII, viele Bolzen, sehr empfehlenswert.


Dann, völlig abgedreht, quer durch die Dolos zur Rotwand.


"Moulin Rouge", eine klassisch von Christoph Hainz erstbegangene Route im unteren neunten Schwierigkeitsgrad. Die Absicherung erfolgt ausschließlich an Normalhaken, auch an den Ständen. Für meinen Geschmack aber durchaus ausreichend.


Wegsteigen muss man schon, und mal die richtige Linie finden. Wieder als Dreierseilschaft, diesmal darf ich vorne sein, und es läuft echt gut. Keinen Gedanken verschwende ich daran ob ich gut gesichert werde, ich weiß dass es so ist. Bessere Kletterpartner habe ich nicht und brauche ich auch nicht. Oben mit zwei Freunden, ich bin einfach glücklich.



Eine Woche später, Joo ist diesmal nicht dabei, wir sind zu zweit. Erst mal Abenteuer in der Vinatzer Verschneidung an der Mugonispitze.


Obwohl nur mit V+ und VI- bewertet ist das Teil echt knackig, schwer und ziemlich ernst. Es steckt wenig schlechtes und gar kein gutes Material, auch an den Ständen ist das so. Trotzdem oder gerade deswegen saugut. Genau das wollen wir ja eigentlich. Es gibt nichts Erfüllenderes.



Am nächsten Tag, wir sind ans Grödner Joch gewechselt, zum Entspannen die "Ottovolante" am Bruneckerturm. Vor Mittag steigen wir mittlerweile grundsätzlich nirgends ein. Dafür mit 80 Meter Seil, dann ist man auch schnell durch. Perfekter VIII+ On-Sight! Entspanntes höher Turnen an bestem Fels mit perfekter Absicherung. Schon auch geil. Aber irgend etwas fehlt.


Also lieber wieder Abenteuer: Die herausgesuchte Tour entpuppt sich als ziemliches Luder. Wenn der Berg schon "westlicher Turm der Meisules della Haumichtot" heißt... Michi, was hast uns denn da hinterlassen? Schon die erste Länge mit IV+ birgt nicht gerade das, was man so unter "gut reinlaufen" versteht. Nach  dreißig Metern mit zwei Wacklhackln eine Drecksquerung dahin wo vielleicht ein Stand kommt oder aber auch das Nirvana wartet hätte bestens in den Kaiser gepasst, z.B. in die Dülfer. Da wär's dann mit VI E4 bewertet. Die zweite Länge wird nicht besser aber dafür schlechter: Überhängend mit Wackelhackerl Richtung eines Risses der nichts Gutes verspricht. Ich habe nicht die geringste Lust hier und heute in dieser Tour zu verunfallen. Deshalb klettere ich wieder zum Stand zurück und wir seilen ab. Wo wir wieder ebenen Boden unter den Füssen haben eine Gedenktafel: Da haben sich wohl zwei schon mal anders als wir entschieden und es ist nicht gut ausgegangen. Gibt mir zu denken. Bergsteigen is a Risikosport.



Wir lassen's uns in der Sonne am Auto gut gehen und zumindest ich halte mal wieder den Rest der Welt für blöd weil der Rest der Welt das alles nicht macht was und wie wir das so machen. Deswegen mögen mich so viele nicht. Zum Glück nicht alle.
Der nächste Tag bringt nicht so richtig stabiles Wetter. Also wieder das Achtzigerseil auf den Rücken, so gegen Mittag hinauf zum Brunecker Turm. Aquafun: VII-, elf Seillängen. Wir machen fünf Seillängen draus und stehen nach zweieinhalb Stunden mal wieder oben. Wer eine Henkelphobie hat, riskiert in dieser Tour echt traumatisierende Erlebnisse.


Noch ein Tag gutes Wetter ist angesagt: "Rien ne va plus" am Sas Ciampac ist unser Begehr. Die Route verläuft über den gelben, überhängenden Pfeiler links der klassischen Adang-Führe.



Erst vorletztes Jahr von Christoph Hainz eröffnet und eingerichtet, wartet die Route noch auf die erste On-Sight-Begehung. Plan? Plan!


Die Sonne scheint mir ins Gesicht, das Steinchen entscheidet, dass Teresa die erste Länge haben darf. Wir haben gehörigen Respekt vor dieser Tour: 14 Seillängen bis IX-, kaum eine Länge unter Acht, und bei Christoph Hainz ist Klettern angesagt und nicht so viel Clippen.


Die erste Länge überrascht: Weniger brüchig als es aussieht und eigentlich ganz gut mit Bohrhaken abgesichert. Die zweite Länge ist ein Traum. Die dritte ebenso. Alles irgendwo im siebten Grad.



Dann ist Schluss mit lustig, jetzt kommt keine Länge mehr unter dem achten Grad. Aber die Kletterei ist genial, es läuft einfach. Vom Stand weg "guter Griff da" ist schon mal ziemlich gut. Wenn ich mich daran erinnere muss ich in mich hineinlächeln.


Dann die erste 9er Länge. Ein Rechtsquergang. Eigentlich genau mein Wetter. Teresas übrigens auch: Wir tun uns beide mit Quergängen nicht so schwer. Aber der hier ist echt giftig. Den ersten Bolzen kann ich ganz gut anklettern. Dann mutig weiter. Teresa feuert mich an, ok, ich probier's, ist ja immerhin noch alles im on sight. Aber dann muss ich echt weit weg von dem zweiten Bolzen, und das geht wirklich nicht gut. Noch'n Versuch: Noch weiter nach rechts, verdammt, das ist jetzt aber weit weg vom Bolzen und der nächste ist noch immer drei Meter über mir. Jetzt keinen Fehler, das würde nicht gut gehen! Ich erkenne ein seichtes Loch für zwei Finger, das klettere ich an. Mit links will ich klippen, wäre aber fürchterlich überstreckt. Ich mach das lieber safe. Den linke Fuß noch ein kleines Stück höher, da ist noch eine Leiste, jetzt geht's auch nicht so überstreckt. Der Karabiner klippt ein. Irgend etwas stimmt plötzlich nicht mehr, der recht Fuß ist instabil, schon geht's dahin. Die Express greifen? Selbst wenn ich mich dazu entschieden hätte, mit Links hätte ich wohl nicht genug Kraft gehabt mich daran festzuhalten. Abwärts. Weit. Dann der gefürchtet Pendler. Irgendwo klatscht's mich an die Wand. Noch beim Zurückpendeln sehe ich meinen Fuß grotesk neben dem Sprunggelenk im 90° Gradwinkel nach rechts außen abstehen. Ein Knochen steht böse unter der Haut raus wo das Sprunggelenk normalerweise sein sollte, auf der anderen Seite schaut ein anderer Knochen noch böser aus einem ziemlich großen Loch aus meinem Bein raus. Aus diesem Loch spritzt mein Blut in fingerdickem Strahl die Wand voll an der ich gerade entlangfliege. Ich greife sofort den Fuß weil ich Angst habe dass er die Wand runterfällt und bringe ihn mit Gewalt in die Stellung wie ich meine dass er gehört. Vielleicht so ein bisschen in der Hoffnung "Ich hab's repariert, klettern wir weiter!". Ich pendle zig Meter hin und her, versuche irgendwas zu greifen. Mein Fuß fällt sofort wieder runter und baumelt neben dem Bein hin und her. Nix mit repariert. Ich brülle rauf: "Verdammt, der Fuß ist total kaputt!!" Also greife ich ihn wieder. Teresa schreit irgendwas das sich nicht gut anhört. Ich muss zum Stand. Keine Ahnung wie das ging. Ich bekomme ein Seil zu greifen, hangele mich hoch, greife nach Teresa, bin am Stand. "Schnell, fixieren! - Mich! - Am Stand!"


Macht sie doch schon. Dann will sie mein Handy, wir haben nur eins dabei. Sie ruft die Rettung. Ich gebe, an welche Verletzungen ich glaube zu haben und quatsche was von "die müssen schnell machen wegen Blutverlust, lebensbedrohlich!". Teresa kann das glaube ich nicht sehen: Aus dem Loch wo der Knochen rauskommt schaut die Schlagader raus und spritzt mit jedem Herzschlag die Wand neben mir voll. Scheiße. Und dann tut das alles auch noch weh.  Weichei. Mittlerweile hat Teresa gesehen, dass das mit dem Bluten nicht gut ist. Sie drückt mir in der Kniekehle die Arterie ab und das Spritzen hört auf. Gut gemacht. Trotzdem suppt es immer noch raus. Viel zu viel. Ich krieg mit, dass mir das gar nicht mehr so richtig gut geht. Auf einmal klappt das mit dem Sprechen auch nicht mehr so recht. Das Leben rinnt mit meinem Blut aus mir raus und die Wand hinunter wie der letzte Schluck Schnaps aus der Flasche in die Kehle und den Schlund eines Alkoholikers hinunter. Komischer Weise denke ich gar nichts Schlimmes. Ich hab nicht mal Angst. Ich kralle mich an die gelbe Jacke und ans Leben und will weder das eine noch das andere jemals wieder loslassen. Schlicht die Kraft es zu tun lässt langsam nach. Immer noch keine Angst. Im Gegenteil: Wenn's nicht so grotesk wäre und nicht so weh tun würde wär's eigentlich ganz ok. Selig wer in seinen Träumen sterben darf. Ich bin in meinem Traum. Zwanzig Minuten dauert es bis der Heli da ist. Die Bergung dauert sechs Minuten. Alles dokumentiert von einem Hobbyfotografen am Wanderweg. Bis auf einen halben Meter fliegt der Pilot an die Wand ran. Den Retter batscht's ganz schön an die Wand bis wir ihn endlich greifen und zu uns ziehen können.  Seile durchschneiden. Wegfliegen. Scheiße, ein Seil ist noch am Stand fest, das andere Ende an mir. Wieder zurück. Diesmal klatscht's mich als Polster an die Wand. Egal, ich bin eh schon verletzt. Dann taucht der Heli ab Richtung Corvara.



Yosemite - kleine und große Wände

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Nachdem ich letztens  in mehreren USA-Ecken kletternderweise unterwegs war, ergab sich diesen Herbst (17.09. - 11.10.2015) endlich die Gelegenheit, nach zehnjähriger Abstinenz die Mutter aller USA-Klettergebiete zu besuchen Yosemite. Praktischerweise konnte ich das mit einer internationalen Konferenz verbinden.



Die Protagonisten:
Ralf Ewers, ein alter Haudegen unter den Sachsenkletterern

Rainer Treppte, Bergführer im Allgäu. Er "machte" vor der Wende "raus", besucht aber mehrmals jährlich seine alte Kletterheimat, das Elbsandstein
Camp 4 - bei der "Rezeption"



... und ich





 Das "Weltkulturerbe" Camp 4 will hart verdient sein. Ohne Schlafen am
Eingang geht beim first come, first served nix. Immerhin ist es der
einzige Zeltplatz, der nicht schon Minuten nach dem Online-Stellen der
 Anmeldung ausgebucht ist - weil man ihn nicht reservieren kann!
Pigs in the Valley


Big-Wall Klettern, einschließlich Technorasseln,erleben im Valley fröhliche Uständ' Gefühl jeder zweite hat so ein fettes weißes Schwein (alias Haulbag) dabei. Das von Rainer, von der Mescalito-Begehung wohl gefüllt, war sogar ein besonders pralles Exemplar. Wir benötigten es allerdings nicht, da wir eher auf schnelle Freiklettereien aus waren. Übrgens: Damit man, trotz living in the dirt,  die Schweine von den Menschen unterscheiden kann, muss man sie ebenso wie die Mit-Zeltinsassen, einzeln anmelden. Sie bekommen dann - Ordnung muss sein! - ihren pig tag

Akklimatisationstouren

Pat&Jack Pinnacle, Knuckleheads 5.10b
Zur Akklimatisation fanden wir es sinnvoll, erstmal an  yosemite-untypischen griffigen Fels anzufangen. Auch hier muss man allerdings zum großen Teil selbst absichern. Aber immerhin darf man - anders als im Elbsandstein - Keile, Friends, ja sogar Chalk verwenden!

 

 

 Fairview Dome Lucky Streaks

Fairview Dome Lucky Streaks 5.10d 6 SL
Wegen der Hitze nehmen mir heute ins 2500 m hohe Tuolomne Meadwows reißaus  und werden auf der ultimative Yosemite Reibung erst einmal in die hiesigen Bewertungsverhältnisse "eingenordet". Selbst "Reibungspapst" Ralf sieht irgendwie nicht ganz locker aus. Zumal auf Reibungsplatten die neu gewonnene Freiheit in Form von Keil- und Friend-Erlaubnis gar nix nutzt ...

Abstieg vom Fairview Dome
Typisch für Tuolomne Meadows sind die riesigen schrägen Granitflächen. Mit Schnee wären dies ideale schwarze Skipisten

Cookie Cliff


Nabisco Wall mit "Wheat Thin 5.10c"
In der "Wheat Thin"
Schaut man auf die Verpackung, wird klar, woher die Bezeichnungen "Cookie Cliff" und "Wheat Thin" kommen. Übrigens: Die "Nabisco Wall" besteht aus den drei benannten Seillängen "Waverly Wafer", "Wheat Thin" und "Butterfingerss"












































Rostrum


 Jetzt ist aber mal Zeit für eine "richtige" Mehr-SL-Tour im Valley. Als Test für Größeres wäh;en wir das "Rostrum North Face". Mit 8 SL und Schwierigkeiten bis 11c in sehr steilem Granit ist dies das Testpiece für den Astroman.

Eine solide Ausbildung in der "Riss-Schule Elbsandstein" ist hier sehr nützlich. Kenntnisse in der Bewältigung aller Rissgrößen, von sehr klein (Fingerriss) bis ganz groß (Schulterriss, enge Kamine) werden getestet.



Ralf macht die "Doppelhand"
Handrissdach


  

Am Ausstieg des "Rostrum"  d.h., neben dem Auto


Royal Arches und North Dome


Die nächste Tour ist zwar nicht so schwer, aber richtig lang. Wir müssen das erste mal richtig früh aufstehen (obwohl, für Alpenverhältnisse immer noch kommod, so um 6:00 ;-)

Wir klettern zunächst an den Royal Arches (links unten) den gleichnamigen Klassiker (5.7, 16 SL), steigen dann weiter zum North Dome (rechts oben), um dort Crest Jewel (5.10d, 8 SL) zu begehen. Zum Ausklang folgt noch eine 10-Meilen-Wanderung zurück zum Camp 4.

Die leichten Einstiegsseillängen der Royal Arches

Um ein Pulk an Trad-Kletterern am Einstieg der Royal Arches zu überholen (die brauchen für diese Route den ganzen Tag, während unsere Zeitplanung 3 Stunden vorsieht), kenne ich eine "Geheimvariante", auf der wir rechts überholen konnten. Die ersten 6 SL klettern wir seilfrei.

Übrigens: Bei den Bäumen im Tal handelt es sich um Sequoias (Mammutbäume). Diese sind sehr groß und täuschen so über den wirklichen Höhenunterschied zum Tal. Sie verstecken auch die mehrere Tausend Touristen, welche im Valley umherwuseln, sowie diverse Dörfer.



Die Reibungskletterei am North Dome, Crest Jewel ist in ihrer Art einmalig. Acht Seillängen schwere und schwerste Reibungskletterei ohne Griffe oder Ausruhpunkte mit nicht zu unterschätzenden Hakenabständen. Meine Fingerkraft ist da ziemlich nutzlos. Zum Glück ist Ralf der "Master of Friction". Allerdings ist er auch ein noch blinderes Huhn als ich, so dass ich ihn häufig von der Sicherungsposition aus zum jeweils nächsten Bohrhaken im Granitmeer navigieren muss








Am Gipfel dann der Half Dome mit seiner NW-Wand. Die 10-Meilen-Wanderung vom North Dome zum Camp 4 ist ein schöner Ausklang und selbst ohne Klettertouren empfehlenswert.  Im Gegensatz zum Valley ist es in den weiten Hochebenen sehr einsam.
  Eine echte Empfehlung, um mal die Seele baumeln zu lassen. Auf den Weg zum Camp Four vernachteten wir dann aber doch noch. Gelobt seien helle Stirnlampen!







Half Dome Regular 5.11a/C1, 19 SL


Es gab diesen Frühsommer einen riesigen Felsausbruch (rotumrandet), welcher die Robbins-Traverse und einen Teil der Kaminreihe mitriss. Gerüchteweise gab es aber bereits eine Umgehung des gepunkteten abgerochenen Routenteils, so dass wir die "Regular" angingen


Wir wählten die "Death Slabs" als Zustieg. Dieser Direktzustieg mit einigen Fixseilen vermeidet eine 11-Meilen-Wanderung fast auf den Half Dome und auf der N-Seite am Wandfuss entlang wieder runter





Im zweiten Bild sind wir kurz vor dem Wandfuß ... so schaut es zumindest aus. Es brauchte aber noch eine halbe Stunde, bis wir da sind.


Ralf in der Hakenleiter der 11.SL
Ralf am "Mantel" in die 11c-Verschneidung

 Am Ende der 11c-Verschneidung (neue 12. SL.) Das hier gezeigte Stück zum Stand der unversehrten Originalroute auf dem Block war leider ohne Bohrzeug oder Skyhooks und anderem Technokram nicht möglich, so dass wir umkehren mussten. Mab beachte die gelbe Ausbruchskante in Bildmitte


Buttermilks


Zur Abwechslung und zur Auflockerung machen wir einen Tripp zu deutlich kleineren Felsen: den berühmten "Buttermilks" bei Bishop Bouldern nahe Bishop. Ralf ist aber weniger motiviert (Felsen zu klein) und packt deshalb seine Fiedel aus.

Treibi bouldert und Ralf spielt Geige  so könnte man eine bekannte Bildunterschrift aus Reinhard Karl's  Kultbuch  über Ron Kauk und John Bachar  umformulieren

Auf den Rückweg kommen wir beim Sportklettergebiet "Owens River Gorge" vorbei.  "No Posing" Es gibt sie noch, die beständigen Dinge!  wie die amerikanische "No Posing" Prüderie. (Wie immer, machen genau die Dinge am meisten Spaß, die verboten sind;-) Man beachte aber den in  22 Jahren stattgefundenen graduellen Anstieg der Höflichkeit ;-)

Astroman


Ralf in der 2. SL (5.10b)
Nach der Rückkehr ins Valley gehen wir unser erstes Highlight an: Washington Column, Astroman 5.11c, 12 SL. Obwohl nominell der gleiche Grad wie "Rostrum" und nur 4 SL länger, ist Astroman ein anderes Kaliber. Jede Seillänge bis auf die erste ist schwer, viele haben einen außergewöhnlichen Charakter wie die "Endurance Corner" (3.SL), "Harding Slot" (7. SL), "Changing Corners" (10. SL) und zum Schluss die gefährliche Headwall (12. SL), in der der Fels von bombenfesten Rissen plötzlich in eine schuppig-bröslige Wand mutiert. Nicht zu vergessen der komplizierte North-Dome Gully Abstieg. (Als ultimative Ausdauerpunpe könnte man natürlich auch den North Dome und die 10-Meilen-Wanderiung anschließen ;-)

Ralf geht den "Harding Slot" an

Sonst stieg ja alles Schwere ich vor, aber bei der 7. SL, dem berühmt-berüchtigten "Harding Slot", ließ ich Ralf den Vorstieg, da er im Oberkörper beweglicher ist als ich üblicherweise macht man diesen Spalt linksgängig (d.h. linke Schulter rein). Ralf versucht sich an einer noch anstrengenderen Variante, der vermutlichen "Erstbegehung" rechts rum. Eine Stunde steckt er im Spalt, kreucht, zappelt und keucht. Die gute Nachricht: Er kann nicht abstürzen. Die Schlechte: Er kommt nicht weiter... Im Nachstieg  entdecke ich eine für Sachsen recht gutgängige Schulterrissvariante außen herum (im Führer steht auch was von einer Hangelvariante 5.11+ R/X, die ginge aber nicht im Vorstieg)

Wieder mal oben. Glücklich dem Harding Slot entronnen!

Moratorium


Der einzige griffige Fingerriss
Ralf ist sichtlich angestrengt ...
Nach dem doch recht anstrengenden gestrigen Tag machen wir heute was Kurzes: Moratorium (5.11, 4 SL) am Schultz Ridge. Es stellt sich allerdings als extrem technische Angelegenheit mit riss- und haltlosen rechtwinkligen Verschneidungen mit Sicherung an Mikrokeilen heraus - so richtig Old School

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

El Capitan East Buttress




am letzten Tag von Ralf's Aufenthalt machen wir mal zur Abwechslung eine Genusstour  und eine erste Annäherung an den "Chef" im Tal: El Capitan East Buttress (5.10a, 11. SL). Ein Klettertraum! Bis auf die Einstiegs-SL hat diese Tour klassisch-alpinen Charakter ohne spezielle Risskletter-Anforderungen. Allerdings: "bis auf ...!" Die Einstiegs-SL ist nämlich ein "polished flared offwidth". Jeder Kletterer wendet sich beim gleichzeitigen Vorkommen dieser drei englishcen Wörter mit Grausen. Aber es hilft ja nix ...  Wir müssen auch fix sein, da Ralf's Flieger morgen fliegt. Null Problemo: in 4:15 waren wir oben


Ralf sichert relaxed


wieder mal oben!




Wander-Ruhetag


Lost Arrow Line, die "Mutter  aller Highlines"


Blick vom Käpt'n auf die El Cap Meadows
Ehe Rainer aus Kanada kommt, mache ich einen Ruhe-Wandertag: Zunächst wandere ich den Yosemite Falls Trail rauf zum Lost Arrow, dann 6 Meilen weiter zum großen Käpt'n selbst und die "East  Ledges" mit mehrmaligen Abseilen zurück zum Camp Four.


Solo am Higher Cathedral Rock


Einstieg
Rainer ist gesundheitlich noch etwas angeschlagen und auch noch nicht da, so erfülle ich mir einen großen Traum und klettere solo den mir bereits bekannten Northeast Buttress (5.9, 11 SL) auf den Higher Cathedral Rock (ca. 2 h) und das Braille Book (5.8, 8 SL, 50 Minuten von Einstieg zu Einstieg)


Eine Stunde später
Zur Seilschaft unter mir: Eigentlich steigt man als Seilschaft Mittags nicht mehr in diese 11-SL-Tour ein. Die beiden Japaner unter mir machen's trotzdem Beim Abstieg von meiner zweiten Tour sehe ich sie dann vernachten ...





Zu den Touren mit Seppo, Daniel (Bachar Yerian)  und Rainer (El Capitan West Face und Worst Error Rock, Hotline) siehe mein folgendes Blog!


Medlicott Dome, Bachar-Yerian

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Dieser  Ultra-Klassiker in den Tuolomne Meadows, Yosemite, verläuft im großen schwarzen Streifen der Bildmitte, teils auch  im Gelben rechts davon. Ich weiß, das Wort "Klassiker" ist etwas abgenutzt, im Folgenden sollte aber klar werden, dass es hier seine ursprüngliche Bedeutung voll verdient.

Eigentlich hatte ich diesen mit 5.11d R/X bewerteten 6-SL-Ultra-Klassiker in den Tuolomne Meadows, Yosemite, gar nicht auf den Plan. Zwar ist die Bachar-Yerian berühmt, es war aber auch von Harakiri-Kletterei an jederzeit herausbrechenden Knobs die Rede und der Zusatz "R/X" schreckt auch ab. Viele USA-Führer bewerten nämlich die Exposition und den moralischen Anspruch mit der USA-Altersklasse für Kinofilme: von PG (Parental Guidance) über R (Restriced) bis X (Explicit Sex/Violence). Zusammen mit der Schwierigkeit und dem Erstbegeher ist dies schon abschreckend ...

Da jedoch Rainer Treppte noch nicht angekommen ist, schließe ich mich  meinen Sachsen-Freunden Stefan (Seppo) Gerber und Daniel Kubis  an. Seppo ist bei uns bekannt für seine  Souveränität und Ruhe,  wenn es um anspruchsvoll gesicherte Touren geht, so war klar, wer  vorsteigen würde. Ich lehnte mich, bildlich gesprochen, in den  Fernsehsessel zurück und war bereit, mit wohligen Gruseln aus der  Nachstiegsperspektive diesen "R/X-Film" zu genießen.
Seppo in der 1. SL (5.9 X)
Nach souveräner Überwindung der ersten SL kam aber Seppo die eigentlich gut gesicherte Crux am Beginn der 2. SL nicht hoch. Nun ja, das Gelände, leicht überhängend mit kleinsten Griffen, liegt mir sehr und ehe mir bereits jetzt einen kompletten Sack aufhängen, will ich die Crux bis zum nächsten, nicht allzu weit entfernten Haken versuchen, um dann wieder an Seppo zu übergeben.

 

In der Crux (2. SL)
In der Tat klappt es bei mir nach einigen Versuchen. Ich hatte neben den abschüssigen Winzleisten eine noch mikroskopischere, allerdings positive und grippige gefunden, die Seppo, obwohl vor der Nase, einfach nicht gesehen hat. Da es so gut ging, steige ich auch noch den nun folgenden Runout bis zum nächsten Stand weiter. Als Seppo bei mir ankommt, ist er allerdings moralisch fertig. Liegt es an der für ihn ungewohnten Nachsteigerrolle oder war er von den Vortagen zu sehr geplättet? Wie dem auch sei, es heißt, dass die berüchtigten Runouts der folgenden Seillängen nun bei mir liegen.


In der letzten schweren SL

Die Route ist einmalig: In jeder der drei schweren SL gibt es zuerst nach etwa 2-3 m einen leicht erreichbaren Bolt für den Dummy-Runner (sehr vorbildlich!), dann folgen jeweils drei "Meurerturm-Lineal-Ausstiege" (für Nicht-Elbsandsteinkenner: 8m- bis 15m-Runouts im Schwierigkeitsbereich um VII+/VIII-) hintereinander zum nächsten Stand. Die Crux ist dabei, den Überblick zu gewahren. Selbst wenn man den nächsten Bolt vom jeweils letzten sieht (es sind auch schon Leute daran vorbeigeklettert), bedeutet das noch lange nicht, dass die optimale Linie  direkt zu ihm führt, zumal es kaum Chalkspuren gibt. Es gilt, routiniert im Meer der "Knobs" zu navigieren, sich von den vielen Griffnieten nicht beirren zu lassen, jeden Knubbel zu testen (sie scheinen aber fester als ihr Ruf zu sein) und auch nach irreversiblen Zügen in Anbetracht der fast eine Kletterhallenhöhe darunter befindlichen letzten Sicherung nicht die Ruhe zu verlieren. O-Ton John Bachar: "You need three balls to lead this route"

Die objektive Gefahr erscheint mir dennoch geringer als die subjektive, da es (außer das flacheres Gelände unterhalb der ersten schweren Seillänge  und vielleicht einem leichtes Raspeln in der letzten) schlicht nichts gibt, was sich dem Flug entgegenstellen könnte (und außerdem etliche glimpflich verlaufende  "Mothers of All Whippers" im weiten Netz dokumentiert sind).

Daniel Kubis in der letzten schweren SL

Im Quergang kann man zum ersten Mal Friends legen. Vorteil: Man muss wenig Friends bzw. Camalots mitschleppen und wird ansonsten nicht durch das den Kletterfluss störende Legen von Sicherungen aufgehalten.

Summa Summarum: vom Fels, der Routenanlage, der Exposition und dem Ambiente her mit die beeindruckendste und beste Route, die ich kenne (und ich kenne viele Routen).

El Capitan West Face und Hotline

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Die letzten Touren meines Yosemite-Urlaubs mache ich mit Rainer Treppte, einen Bergführer aus dem Allgäu. Er "machte" vor der Wende "raus", besucht aber mehrmals jährlich seine alte Kletterheimat, das Elbsandstein. Bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn auch kennen, und zwar am Meurerturm in der Schrammsteinkette. Wir kletterten dort hintereinander weg alle Talseiten-Touren und Rainer war noch kein bisschen müde, was bisher noch alle bei diesem Programm waren. Sehr cool und ideal für lange Touren! Außerdem traf es sich bestens, dass Rainer genau die Zeit zwischen Ralf's Abreise und meinem Konferenz-Termin im Valley weilte. Er war schon einige Wochen zuvor da und machte einen Techno-Big Wall am großen Käpt'n. Nun war aber Freiklettern angesagt!

 

 

 

 

 

West Face V 5.10 C2/5.11


El Capitan  West Face V 5.10 C2/5.11, 15 SL
Da man erst 300 Höhenmeter am Wandfuß aufsteigen muss und die Route etwas abseits liegt, hat die "West Face" nicht den Bekanntheitsgrad wie die Südwandrouten, obwohl sie tolle Kletterei sowie gefühlt 50% aller Griffe des Yosemite Valley bietet. Vom Charakter her ist sie mit Grade V ein "kleiner" Bigwall, liegt also zwischen der Genusskletterei des "East Buttress" und den "richtigen" Big Walls rechts davon


In der ersten Platten-Seillänge. Ganz rechts ist ein Kletterer in 'Lurking Fear'

 Die Route "plattelt" anfangs sehr: Optisch sieht es nach richtig fiesem, griff- sowie sicherungsfreien, polierten Gletscherschliff aus. Glücklicherweise war es aber dann doch nicht so schlimm wie befürchtet, es gab sowohl Griffe als auch Sicherungen und die Kletterei war richtig anregend.



 Ganz anders die 2. SL:  Man muss ehrlich und zwingend Platten-5.11er Passagen mit großen Runouts klettern. Anscheinend wurden Haken herausgestürzt. Da Rainer gesundheitlich noch nicht topfit war, konnten wir uns unten auch nicht abwechseln.


Sobald man in der 4. SL in Höhe des Dachs kommts und links daran vorbeiquert, beginnt die fürs Yosemite untypische Granit - Griff - Wunderwelt



























Mittelteil

Unterwegs gibt es mehrere solche Rissüberhangs-Wellen zu überwinden


Am Ende der schweren Seillaengen



Rainer in den Ausstiegs-Seillängen
 


Wieder mal oben!



 A propos Einschätzung der Dimensionen: Sagte ich bereits, dass es sich bei den Bäumen um Sequoias (Sequoiadendron giganteum) handelt?


 Beim Abstieg über die East Ledges trafen wir noch eine Bekannte von Rainer, die gerade nach mehrwöchiger vertikaler Reise allein aus einem Bigwall ausgestiegen ist. Man kann sich diese Frau so richtig vorstellen: "Jetzt ist aber mal gut mit diesen Typen. Ich geh jetzt allein mit meinem Schwein (Sack, nicht Mann!) in die Wand und hab' mal für 14 Tage meine Ruhe". Da es bei solchen Aktionen auf ein Kilogramm mehr oder weniger nicht ankommt, hatte sie auch noch gute Verpflegung. Zunächst sagte sie allerdings, sie ernähre sich nur von "Bugs" (Käfern/Insekten) und bot mir auch einen "Bug Bar" an. Dieser von ihrem Sponsor stammende Riegel (angeblich super-gesund!) schmeckte zwar irgendwie undefiniert, aber doch nicht so, wie ich mir Kerbtier-Geschmack vorstellte. Aber dann stellte sich raus: alles Schwindel für den Sponsor! In ihrem Haulbag hatte sie vielmehr richtig gute Sachen dabei. Und von den leckeren Sachen in ihrer "Bear Box" im Tal könnte sich eine ganze Seilschaft 4 Wochen autark ernähren;-)

Bei all dem ist es mittlerweile dunkel geworden, so dass trotz vorheriger Erkundung der Abstieg nicht immer leicht zu finden war. Glücklicherweise kennt ihn Rainer wie seine Westentasche, so dass wir, zurück im Valley, noch gemütlich den "Sternenhimmel" aus Stirnlampen am "Big Stone" betrachten, ehe es zurück ins Camp Four geht.


 Worst Error Rock, Hotline 5.11c (5.12b), 7 SL


 Unsere Letzte große Tour dieses Urlaubs war die "Hotline". Der phantastische Splitter durch die pralle Wand des "Worst Error" genannten Vorturm des Elephant Rock fiel mir schon vom Cookie Cliff gegenüber auf. Da er nicht im beliebten Supertopo-Führer, sondern nur in vergriffenen Führern enthalten ist - und weil er ordentlich schwer ist - hatten wir dort auch, ebenso wie in der West Face, unsere Ruhe.

 
Im Fingerriss-Überhang der 1. SL

2. SL
Die Crux-Seillänge: An Fingerriss im harten 5.11er Grad hoch, dann Querung an Winz-Leisten zum Anfang des eigentlichen Risses. Kleine Leisten zu halten, ist eigentlich meine Spezialität, dennoch kam ich hier nicht ohne klassischen Seilzugquergang weiter. Fittere Kletterer im Camp Four besttätigten dann, dass der angesagte Grad 5.12a ein tierischer Sandbag und wohl eher 5.13a die richtige Hausnummer sei. Egal, nun sind wir unter unserem Traum-Handriss!


3. SL. Einen so reinrassigen 40m - "Splitter" Handriss wie hier gibt es auch im Yosemite selten




Der Mittelteil


In der 6. SL
das Rissdach wäre halb so wild, wenn der Handriss des Daches sich fortsetzen würde. Dummerweise öffnet er sich gerade an der Dachlippe zum Hundebahnhof, so dass man extrem anstrengend über die Kante piazen muss.



das letzte Mal "oben" in diesem Kletterurlaub. Toll war's!

Bye Bye Bayerland

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Tom Tivadar hat den brandneuen Sektor "Hüttenwartswandl" am Weg zur Fitz-Pflaum Hütte mit dieser Route eröffnet. Bestens abgesicherte, technisch anspruchsvolle Route mit zwei Schlüsselstellen. Erste Begehung am 20.07.2016 durch Walter Lackermayr on sight.
Der Sektor Hüttenwartswandl befindet sich auf dem Weg zur Pflaumei ca. 20 Min. unterhalb der Hütte rechts neben dem Weg, Routenname angeschrieben. Topo auf der Hütte.





Willkommen im Alpinistenclub

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Willkommen im Alpinistenclub: Die zweite Route im neuen Sektor "Hüttenwartswandl" an der Fritz-Pflaum-Hütte. Bestens abgesicherte Route auf dem Weg zur Fritz-Pflaum-Hütte. VII-.






Die Schlüsselstelle befindet sich am Beginn zwischen dem zweiten und dritten BH.


Eingerichtet von Tom Tivadar, Erstbegehung am 20.07.2016 Walter Lackermayr, 2. Begehung Jörg Eberlein, erste RP: Bernhard Voss. Topo auf der Hütte

Link zum Routennamen: Der Alpinistenclub

"Zauberplatte 8/8+" Neutour am Leonhardistein

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Die Route wurde von Volkmar & Nihat erst vor wenigen Tagen fertiggestellt, so fiel uns die Ehre der ersten Wiederholung zu. Genau genommen stellt die Zauberplatte eine gerade Verbindung von "Drei Platten Weg" (unterer Teil) und der "Flora Bohra"Topo (oberer Teil) dar.

Einstieg 20 mtr. links der Flora Bohra. Vom Einstieg der Flora Bohra einen kleinen grasigen Spalt fünf Meter links hinauf´. Hier Einstig, der erste BH ist über einer Art Vorbaukulisse zu sehen.




1. SL: Die Kulisse hinauf in Platte. Schräg links die erste Platte hinauf (rechts der BH leichter III, links der BH in der Platte schwerer VI-). Zweite Platte eine Wasserrille hinauf V. Dritte Platte nach links zu Stand an SU IV. 33 mtr.,  7 BH


2. SL: Vom Stand hinauf in Platte, erst gerade an Wasserrille hinauf V, dann etwas eierig nach links VI und wieder gerade die Platte hinauf IV. Zuletzt links über eine Rinne hinauf zu Stand an Baum. 30 mtr. 7 BH


3. SL: Die Zauberplatte: Vom Stand steil und athletisch hinauf in die Platte VIII-. Schwierig in die Platte und heikel nach rechts VIII/VIII+. Leichter an Strukturen zur nächsten Crux, links eine seichte Struktur benutzen VIII. Um die Fallhöhe zu reduzieren kann man zwei Schlingen legen oder (besser) ein paar Cams mitnehmen, so lassen sich Runouts entschärfen. Kleine können nur aus der Kletterstellung in den Schwierigkeiten clippen. 38 mtr. 9 BH


4. SL: Vom Stand schräg recht in die Ropute "Flora Bohra". Der Stand dieser Route wird nach 15 mtr. (noch ein mal kurze Stelle VII, sonst leicht) erreicht. 15 mtr. 2 BH


5.-8. SL über Flora Bohra




Vielen Dank an Nihat & Volkmar für das Einrichten der Zauberplatte!




Herzogkante im Winter

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Den Plan, oder besser den Wunsch, die Herzogkante einmal im Winter zu klettern hatte ich ja schon lange. Dann kam mein Sturz in der Rien ne va plus, die Kollateralschäden erwiesen sich doch als nicht so unerheblich. Und so habe ich nun zwei Jahre mehr oder weniger nichts gemacht. Zumindest "nix G'scheits".
Das Wetter war Anfang Dezember traumhaft im Gebirg, und so bin ich mal wieder zu Falkenhütte hinauf. Ging sogar erstaunlich gut. Und die Kante sah so verlockend aus. Trocken, wenig Schnee und nicht so bitter kalt.
Also habe ich den Berni gefragt, ob er Lust hat. Ja, hat er! Einen Plan ausgeheckt wie es gehen könnte und wie besser nicht, was man braucht und was nicht.
Und so geht's bei schönstem Wetter hinein ins winterlich-einsame Karwendel.






Gemütlich hatschen wir hinauf, freuen uns über's Karwendel und nachmittags sind wir beim Horst-Wels-Haus, dem Winterraum der Falkenhütte.







Im Hüttenbuch beklagen sich die Besucher schon seit geraumer Zeit, dass kein Beil da sei. Wir haben eines mitgebracht und gleich als Spende oben gelassen. Bald ist's kuschlig warm. Wir breiten die Ausrüstung auf dem Tisch aus. Merkwürdiger Weise fehlen ein paar Sachen, seit ich vor wenigen Tagen schon mal Seile und Material hier deponiert habe. Extra mit einem Zettel dran "bitte nix wegnehmen...". Jetzt haben wir ein paar Friends und Karabiner sowie ein Sicherungsgerät weniger. Vielleicht habe ich die Sachen ja irgendwo hin verlegt. Falls nicht wär's schon traurig.
Gerade viel ist's nicht was wir da jetzt noch so haben...







Das Feuer kracht im Ofen, wir haben von zuhause Geschnetzeltes mit Schwammerl dabei und Berni besteht auf 400 Gramm Nudeln. Satt wär ma dann schon mal!
Herzlichen Dank an dieser Stelle der Sektion Oberland für den schönen Winterraum, uns ging's prima!
Langsam schält sich am Morgen das erste Licht aus einer sternklaren Nacht. Tolle Stimmung.






Auf dem Weg zum Einstieg streift das erste Sonnenlicht die Gipfel.







Und dann geht's auch endlich los. Wir spüren zwar die Anspannung, aber Stress haben wir nicht.





Die Kletterei läuft gut. Trotzdem kommt es uns beiden viel anspruchsvoller als im Sommer vor. Vielleicht dauert's auch deswegen heute länger.






Der Fels ist größtenteils trocken, aber alles was im Sommer als Grifferl oder Trittchen herhält ist jetzt mit einer feinen Eisschickt überzogen. Die flacheren Passagen sind oft unter Firn verborgen, und damit auch die sonst willkommenen Standhaken. Eigeninitiative ist gefragt. So bekommt die Kante unter anderem einen neuen Schlaghakenstand. Unsere Priorität für diese Tour war klar. Zuerst Sicherheit: Keine Experimente, kein Risiko.






So entscheide ich mich unter dem ohnehin unangenehmen und heute stark vereistem Fünfer-Riss in der zehnten Seillänge für ein Ausweichen nach rechts. Hier gibt es eine Variante, das weiß ich. Vielleicht sieht die ja besser aus.






Ich klettere einen Schlaghaken an, das ist etwas "eirig". Weiter einen steilen Piazriss hoch, da steckt noch so ein Wackl-Hakl, dann Riss, noch mehr Riss und nach 60 mtr. Seil aus. Ich dresche wie ein Berserker auf den neuen Profilhaken ein, der so laut singt dass es mir in den Ohren klingelt. Noch einen zweiten dazu und oben noch ein Keilchen drauf, fertig ist der neue Variantenstand.




Berni schnaubt auch ganz schön bis er am Stand ist. Immerhin konnten wir so den unangenehmen, schlecht gesicherten fünfer Riss durch einen noch unangenehmeren, noch schlechter gesicherten sechser Riss mit anschließendem neu zu schaffendem Stand umgehen. Klasse!




Es folgt eine kurze Querung nach links zurück an die Kante. Mittlerweile streifen ein paar Sonnenstrahlen den oberen Kantenteil, leider immer eine halbe Seillänge über uns. Das Ambiente ist klasse!



Oben die Sonne, wir im Schatten, langsam wird's Zeit dass wir rauskommen. Mit Vollgas ist aber nicht viel. Das Klettern verlangt (zumindest uns) ein hohes Maß an Konzentration ab. Ständig auf den vereisten Tritten rum eiern, und nicht alles was wackelt ist am Schluss auch fest.




Langsam aber sicher wird die Kante blasser, das Tal unten dunkler und die umliegenden Gipfel beginnen zu in der Nachmittagssonne zu strahlen. Schon schön. Andererseits mahnt es uns nicht rumzutrödeln.




Ich merke dass meine Konzentration nach 15 Seillängen Vorsteigen nachlässt. Fehler machen ist hier aber blöd. Also frage ich Berni, ob er die letzte schwere Längen, die Querung und Verschneidung in der Nordwand, für mich übernehmen kann. Er wills probieren. Bild ist unscharf, trifft's aber gut.







Er schiebt sich links hinaus in die Nordwand, probiert in die Verschneidung zu kommen. Dann entscheidet er: Nein.
Zurück bei mir am Stand ist es mittlerweile dunkel. Kein Wunder, heute ist schließlich der kürzeste Tag des Jahres. Ich rauche erst einmal eine. Dunkel ist es heute noch lange genug, ist ja auch die längste Nacht des Jahres. Da haben wir keinen Zeitstress. Dann schiebe ich mich in die Verschneidung hinüber. Läuft prima, auch im Stirnlampenschein. Gut zu erkennen auf dem Bild: Dunkelheit & Stirnlampe








Danach noch eine etwas heiklere Seillänge zurück an die Kante. Dann übernimmt Berni für die letzten 50 Meter. Ich bin ihm echt dankbar dafür! Ich wollte einfach keinen Stress mehr haben. Noch ein paar Meter Gehgelände und wir sind oben. Zwar im Dunkeln, aber froh und zufrieden.






Für den Abstieg zur Biwakschachtel sind wir froh um unsere Eisbeile. Im Dunkeln ist's irgendwie immer steiler... oder liegt's doch daran wie man den Foto hält?







In der Biwakschachtel ist's gemütlich, sogar elektrisches Licht hätte es gegeben wenn wir nur den Schalter angemacht hätten....
Aber so ist auch schön und sogar bissal romantischer





Wir verbringen eine erholsame Nacht mit 100.000 Sternen über uns. Der große Wagen setzt grade zum Highsider an. Einfach wunderbar. Wie gut dass es die Schachtel gibt. Herzlichen Dank an alle die sich um sie kümmern. Die alten Eintragungen im Hüttenbuch rufen Erinnerungen wach. Karwendel! Wer braucht da schon Karakorum?
Wir schlafen gemütlich aus, der nächste morgen ist wie für uns gemacht.






Der Blick von oben in der Nordwand ist immer wieder bissal schaurig, darunter friedlich die Falkenhütte. Großartig: Wildes Gebirg', großes Kino!





Am liebsten würde ich hier bleiben.

Hinunter ist's teilweise etwas mühsam, aber im Großen und Ganzen harmlos.






Je weiter wir hinunter kommen, um so weniger Schnee liegt hier auf der Südseite, und so stehen wir nach 1,5 Stunden unten im Roßloch. Jetzt nur das Hinterautal raus laufen. Wer nimmt schon auf ne Winterbegehung Turnschuhe mit? Wir schon!








Nach weiteren 3,5 Stunden sind wir am vorgestern deponierten Auto. Wir brauchen wenigstens keine Esel...



Hintergrundinfos zu den Winterbegehungen der Herzogkante (ohne Gewähr...)



1. 1948 Hermann Buhl mit Waldemar ("Waldi") Gruber
In zwei Tagen bewältigen sie die Kante und steigen übers Roßloch ab. Eine Woche später begeht er die Nordostkante der großen Ochsenwand, bekannt geworden als die "kalte Kante". Ein Jahr später, im Winter 1949 überschritt Hermann Buhl in 33 Stunden 25 Gipfel der Gleirschkette. Er arbeitete zu dieser Zeit auf der Glungezerhütte als Träger.

2.  1975/76 Andreas & Sebastian Schrank (die "Schränke"), Peter Pruckner
Die damals 16 und 17-jährigen wollten gerne Mitglied im Münchner Kletterer-Club "Rosarote Panther" werden, wurden aber trotz beachtlichen Kletterkönnens abgelehnt. Das war Ansporn genug für Härteres, längeres, schwierigeres...die Herzogkante im Winter: "Da haben sie dann ganz schön geschaut! Nachher hat sich keiner mehr über uns "Kids" lustig gemacht" (Peter Pruckner).

3. 1987 Robert Rauch, Norbert Swoboda, Andi Daffner & "Hasi"
Kurz nach der Veröffentlichung auf dem Blog erhielt ich eine Nachricht von Robert, dass auch er im Winter die Kante gemacht hatte. Somit verschieben sich die weiteren Begehungen. Hier sein Bericht:
Hallo Walter, das Jahr weiss ich nicht mehr. Irgendwie 1987 oder so- nach Weihnachten in den Feiertagen. Wir hatten ordentlich Schnee, sind aber zu viert gewesen und mit Schiern aufgestiegen. Das Schloss von der Tuer zum Winterraum war kaputt. Wir haben es ausgebaut um rein zu kommen. Als wir drin waren sahen wir erst dass ein Fenster eingeschlagen war (und verstanden in dem Moment absolut warum). Haben alles im Huettenbuch eingetragen, das Schloss konnten wir innerhalb einer Stunde oder so ausbauen, reinbekommen haben wir es nicht mehr (mit Eisgeraeten als Werkzeug war es auch nicht ganz so einfach!). In der Frueh sind wir eingestiegen, am Nachmittag wasren wir draussen. 7 Std. haben wir gebraucht. Wir haben im unteren Teil Schwierigkeiten mit angewehtem Schnee gehabt, da waren ein Paar schwierige Stellen dabei. Der Riss dem Ihr ausgewichen seid (der ist ja schwieriger, also trifft es ausweichen nicht ganz, aber manchmal finde ich die Deutschen Worte nicht mehr auf Anhieb). Den Riss, und die ganze Route sind wir mit Steigeisen geklettert. Uebernachtet haben wir in der Biwakschachtel. Am Tag darauf sind wir nach Scharnitz raus gegangen. Es war doch viel leichter zu viert mit dem Spuren. Ich hab den Autoschluessel vom in Scharnitz geparkten Auto in meinem Lastwagen vergessen (war absolut mein Fehler wenn ich mich richtig erinnere). So sind die anderen in Mittenwald in einer Kneipe eingekehrt und mich hat ein nachbar zurueck nach Vorderriss gefahren. War nicht mein Auto, bin nie mit ihm gefahren und die Sommerreifen waren total abgefahren. In der Tour hatte ich keine Angst, mit dem Auto nach Mittenwald zu fahren war der Horror, da sind doch einige downhill Einlagen auf Eis und Schnee dabei gewesen wo ich mir ueberlegte ob ich das Auto nicht einfach stehen lassen sollte. Die Schi von mir und den anderen habe ich aneinem anderen Tag geholt. Als Landschaftsgaertner hat man im Winter viel Zeit, und damals hatte ich einen kleinen Gartenbaubetrieb den mir der liebe Deutsche Staaat spaeter gruendlich zerschlagen hat. Auf den Bildern von Euch habe ich so ziemlich alle Stellen erkannt. Wie man sich an sowas nach so langer Zeit noch genau erinnern kann! Nun fallen mir vielleicht noch die Namen ein. ich war mit Norbert Swoboda am Seil. Einer von den anderen hiess Hasi (ist ein Spitzname) und der andere hiess Andi Daffner. Gruesse aus Lima/ Peru Robert

4. 15.2.2014 Roli Striemitzer & Sebastian Posch ("Sonne")
Über die Mitglieder der "alpinen Bande" braucht man an dieser Stelle wohl nicht viel zu verlieren. Top Alpinisten, spitzenmäßige Leistungen und Ideen. Wohl das beste was Nicht-Profi-Bergsteiger derzeit so zerreißen. In einem Tag im Februar hinauf und über den Rambokamin wieder hinunter.

5. 16.2.2015 Hansjörg Auer u. Gefährten
Auch über Hansjörg muss man nicht all zu viel sagen. Was vielleicht nicht alle wissen: Hansjörg ist ein alter Karwendler. Zum Beispiel Schmid Krebs in 3,5h. Viele großen Linien an den Laliderern hat er gemacht, so auch die erste Gesamtbegehung von Inferno & Extase. Die WInterbegehung der Kante war eher eine "Verlegenheitsaktion", ursprünglich war die Schmid-Krebs geplant. Hansjörg bezeichnete die Kante als "scary".

6. 21.12.2016 Walter Lackermayr & Bernhard Voss
Lange geplante Unternehmung die nun endlich geklappt hat. Im Gipfelbuch steht die Tour für unseren neuen Club "DAV Alpinistenclub"



Wie oben beschrieben viel uns nicht die fünfte sondern sechste Winterbegehung zu.



Patagonien Expedition Serrania Avalancha

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Thomas Tivadar war mit Paul Fischer Anfang März fünf Wochen in den nordpatagonischen Anden auf Bigwall Expedition. Am 19.01.2016 wird er in seinem Vortrag für den Alpinistenclub live darüber berichten. Bitte anmelden, es gibt nur 30 Plätze .


Vorab gab er ein kleines Interwiev:

Der Alpinistenclub im Gespräch mit Thomas Tivadar

 
Fünf Wochen schlug sich Tom Tivadar mit Paul Fischer in den Anden Nordpatagoniens durch den Dschungel, um einem bisher unbekannten Granitriesen eine Route abzuringen. 2015 unternahm er völlig alleine eine Erkundungsexpedition. Allerdings kam es dann etwas anders als geplant…


Tom, wie heißt nun der Berg an dem Du warst?


Thomas Tivadar: Der Berg selbst hat bisher gar keinen Namen. Die Berggruppe wird von den Einheimischen Serrania Avalancha genannt. Auch das Tal hat keinen eigenen Namen, die 1000 Meter hohe Ostwand dort bekam dann halt einfach auch den Namen Serrania Avalancha.“


Ursprünglich hattet ihr ein ganz anderes Ziel: Den El Capitan Patagoniens „El Hermano“. Wie kamst Du auf das andere Ziel Serrania Avalancha?


 
Thomas Tivadar: Sierra Avalancha entdeckte ich bereits 2006 mit Stefan Schanderl, da kamen wir jedoch noch nicht mal bis zur Wand. Am El Hermano war ich letztes Jahr ganz alleine: Phantastische 1000 Meter-Granitwände, unglaublich! Mit dem Besitzer des Tales habe ich alles abgesprochen, wir sollten auch Pferde von ihm bekommen. Dann, nur ein paar Wochen bevor wir starten wollten, hat er sich aber anders entschieden und uns das Betreten seines Tales doch nicht gestattet. So mussten wir umplanen und sind zum Serrania Avalancha.


Wie lange habt ihr in dem weglosen Tal bis zum Berg gebraucht?


Thomas Tivadar: Wir waren bis zum Basecamp schon 16 bittere Tage unterwegs, plus zwei Tage Lastentransport. Wir brauchten jeweils einen vollen Tag, um einen Weg durch den Dschungel zu schlagen, den wir anschließend mit dem Gepäck in 40 Minuten bewältigen konnten.


Wie erging es Euch dann in der Wand?


Thomas Tivadar: Die Zeit ist uns wegen des langwierigen Zugangs durch das Tal davon gelaufen. So hatten wir keine Chance auf die 1000 Meter hohe Ostwand und sind zu der gegenüberliegenden Wand. Die hat nur 800 Meter und ist unten etwas geneigter. Dieses Ziel erschien angesichts der verbleibenden Zeit noch machbar. Wir konnten die ersten neun Seillängen frei klettern, wobei wir auf Schwierigkeiten bis 7- stießen.
Ab da wurde es richtig steil, wir kletterten Techno bis A4. Leider schlug das Wetter nach ca. 380 Metern um. Nach zweieinhalb Tagen Dauerregen im Portaledge liegend mussten wir aufgeben.


Wie war es mit deinem Partner Paul Fischer?


Thomas Tivadar: Paul ist ein junger, superstarker Kletterer! Er hat z.B. die Zodiac am El Capitan in nur 16 Stunden geklettert. Auf der Expedition hat er ziemlich leiden müssen, das Wetter war meistens schlecht, alles war nass und das hat ihn gesundheitlich ganz schön mitgenommen.“


Planst Du dort noch mal hinzugehen?


Thomas Tivadar: Wahrscheinlich nicht. Es ist schwierig, einen Partner für eine so harte Unternehmung zu finden, und bis es dann soweit ist, wäre das Tal wieder völlig zugewachsen und wir müssten den ganzen Weg wieder neu schlagen. Mit dem El Hermano ist das was ganz anderes, da gehe ich auf jeden Fall wieder hin!“


Vielen Dank für das Gespräch Tom!


Thomas Tivadar: 55 Jahre alt, ist einer der erfahrensten Bigwall-Kletterer. Diverse (harte und härteste) Erstbegehungen in den letzten 30 Jahren und Gründungsmitglied des Alpinistenclub
Das Interview führte Walter Lackermayr



Die Expedition wurde vom DAV (Panorama berichtete) und der Sektion Bayerland finanziell unterstützt.




 











Back in black: Sebenseefall

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Die Rekonvalesznez-Zeit ist beendet! Zwar scheint jetzt alles anders zu sein, aber irgendwie doch immer noch das selbe: Eisklettern ist geil!
Die Herzogkante im Winter ging ja schon mal gut. Ein bisschen Eisklettern war ich auch schon, und zwar im Rahmen eines Ausbildungskurses für unseren Alpinistenclub. Ging auch ganz gut.


Da fragt mich der Rich ob ich nicht einen versierten Partner für ihn wüsste, er hätte da nämlich vor ein paar Tagen ein Juwel des Eiskletterns gesehen: Den Sebenseefall. Ein paar Fotos hat er auch gleich geschickt. Sieht nicht so richtig dick aus, aber irgendwie tät's schon gehen. Einen versierten Partner bräuchte er halt dafür. Naja, ein bissal was komm ich schon noch nauf. Des geht!
Wetter war prima, also los.


Wie erwartet gab es im unteren Teil eine ordentliche Dusche. Was wäre Eisklettern ohne Goretex? Nass, nass, nass...
Dann gings besser als erwartet durch die riesigen Schwammerln.
Weniger grantig als erwartet sogar!

Oben haben wir einen prima Blick auf die Airgames und die brandneue "Stirb langsam" M11+/WI 6+ von Michi Wohlleben


Auch ein Highlight die freihängende 60 mtr. Abseile. Kürzer sollte das Seil nicht sein...


Wieder einmal haben wir unsere Leben angefüllt mit einem wunderbaren Abenteuer im Gebirg! Gut dass manches doch gleich bleibt. "Samesame but different"



Beatin' the odds: Die Krönung

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Zum Glück ist die Zeit für's Eisklettern begrenzt! Wäre das ganze Jahr Winter, hätte man immer die Möglichkeit zum Eisklettern zu gehen, wie in der Halle trainieren. Was würde man dann denn noch machen? Aber da die Saison nun mal Dank der Jahreszeiten (sehr) begrenzt ist, muss man schon immer gleich losziehen wenn's mal passt. Die Chance ergreifen (beating the odd)!


Also Zeitmangel hin Wehwehchen her, wenn Dich einer fragt, mach nicht lange rum, wie wo wann was, sondern sag einfach ok!
Dumm nur, wenn dann andere auch noch so drauf sind. Da musst dann einfach schneller sein. Trotzdem waren zwei Südtiroler schon in der ersten Länge, als wir den Fall zum ersten Mal sehen. Spinni?


Also eine andere Linie aufmachen, das geht. Ging auch gut. Allerdings dafür "mit ohne" Hooks (gut) und mit Volldusche (nass). Da sind dann so Goreklamotten wieder gut: Das Wasser schießt vom Eisgerät geradewegs in den Ärmel, bildet am Ellbogen einen Wassersack, der sich beim nächsten mal Armheben über Achsel und Rippenbogen zum Bauch ergießt. Von da sickert es dann langsam weiter. Wer sagt, dass das Spaß machen soll? Whatafuck!




Entschädigt wirst Du aber durch geniale Seillängen! Unten kompaktes, aber trotzdem steiles Eis. Gut zum Wadlaufblasen. Dann die Krone. Abgefahrenes Ambiente, und gar nicht so schwer wie man es vermuten könnte. Zum Schluss, quasi als Edelsteinchen auf der Krone, noch eine geniale, teils athletische Länge über einen Baldachin und große Schwammerl.




Mit satten 240 Höhenmetern in fünf Seillängen ist der Fall schon ein Ausgewachsener, also praktisch volljährig, den Kinderschuhen entwachsen. Hat von unten eigentlich gar nicht so ausgesehen.




Beim Rückweg ist dann plötzlich da, wo beim Zustieg ein Ufer war, keines mehr. Sondern nur noch See. Aha, jetzt weiß ich auch, auch warum Luggi Rieser und Jesus (Hanspeter Schrattentahler) beim der ersten Begehung der Krone mit einem Boot über den See gepaddelt sind (das aber ein Loch hatte, was sie in der Mitte des Sees bemerkten. Einer hat dann gepaddelt, der andere mit'm Helm geschöpft, beides wohl in erhöhter Schlagzahl). Jaja, Eisklettern ist manchmal abgefahren und die Eiskletterer manchmal etwas .... ungewöhnliche Leute.




We were beatin' the odds, we were beatin' the odds,
We were beatin' the odds again,
We were gambling with our souls,
We were playing to win,
We were beatin' the odds again.

Eisklettern Pitztal: Luibisbodenfall und Stallkogelfall

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Es muss ja nicht immer hart sein, oder? In unseren neuen Sektion Alpinistenclub des DAV sind wir zwar ausschließlich eigenverantwortlich aktive Alpinisten, das bedeutet aber nicht zwingend, dass wir nur Extreme sind. Es kann nicht jeder in jeder Spielart des Alpinismus Spitze sein. Deshalb haben wir auch Mitglieder bei uns, die erst mit dem Eisklettern angefangen haben. Um Alle auf den selben Grundstock zu heben, gab es vor zwei Wochen einen Kurs im Gasteinertal. Letzte Woche hatte ich dann noch einen Fortgeschrittenen Kurs Eisklettern für eine befreundete DAV Sektion (TAK). Die Verhältnisse im Pitztal waren sehr gut, und so habe ich kurzerhand in unserem Club herumgefragt, wer Lust hätte am Wochenende das Erlernte in der Praxis auszubauen.
So fanden wir uns zu fünft plus Michaels Frau Claudia im Pitztal ein.



Erstes Ziel am Samstag war der Luibisbodefall. Ein Eisfall gemäßigter Schwierigkeit, der sich in drei großen Stufen präsentiert. Mit einer Gesamthöhe von 450 mtr. aber doch gleich ein langes Teil.
Wer später bremst ist früher da und wer früher da ist steigt als Erster ein. In dem Fall waren das wir.



Bei bestem Wetter klettern wir in einer Dreier und einer Zweierseilschaft mit wechselnder Führung den erschreckend beliebten Luibisbodenfall.


In der dritten Stufe ist der Eisaufbau schon stark von der Sonne umgewandelt. Trotzdem gut. Mein Bruder Michael im Vorstieg.


Oben raus klettern wir im Sonnenschein und genießen die Pause vor der Abseilfahrt. Wieder ein herrlicher Tag im Gebirg mit Freunden.
Abends lassen wir's uns im Alpenhof richtig gut gehen, bevor wir mit den Bussen zum Schlafen runter nach Scheibrand fahren. Noch ein gemütliches Flascherl Rotwein in unserem Bus rundet die Sache ab. Prima!

Am Sonntag haben wir den Stallkogelfall im Auge. Ein 80 mtr. Eisschild das auch etwas schwerere Linien bietet. Wir suchen uns eine etwas steilere, absichtlich mit schlechtem Eisaufbau raus. Übung schadet nicht, und so bohrt sich Uli im röhrigen Eis die erste Stufe hinauf.

Aus der Perspektive des Kletterers präsentiert sich die Sache auch als gar nicht so flach. Michael im zwar kompakten, aber steilen Eis.


Auch die zweite Stufe bietet eine schön steile Stufe mit Schwammerln zum drauf stehen.


Uli und Michael können's im Nachstieg genießen.


Am Nachmittag schaut noch Rich vorbei, er war mit Arne unterwegs und  hat meinen Bus gesehen. Gemeinsamer Espresso zum Abschluss eines gelungenen Eiskletterwochenendes.
Es muss ja nicht immer hart sein, oder?







Zwischenmeldung: Lebenszeichen

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Lange hat es nichts Neues auf dem Blog der WuidnBuam gegeben. Das lag aber nicht daran, dass es nichts gegeben hätte, über das man hätte berichten können. Viel mehr lag es daran, dass mir die Zeit zum schreiben gefehlt hat. Ein bisschen habe ich die Lust verloren, muss ich zugeben. Das lag nun bestimmt nicht an euch, liebe Leser dieses Blogs!
Es lag mehr an dem Zusammenspiel von einigen Lebensereignissen, von denen ich einige hier mit Euch und dem Rest der Welt geteilt habe und einigen, die ich nicht veröffentlicht habe.


Geteilt mit Euch habe ich den Unfall in der Rien ne va plus. Gut ist's immer noch nicht und wird es auch nicht mehr so ganz werden. Aber ich kann immerhin noch bzw.  wieder Klettern, Reisen, Schreiben und mich des Lebens freuen.
Nicht so sehr geteilt habe ich meine Erfahrungen im ehrenamtlichen Bereich für den DAV, nicht DAV im allgemeinen, sondern im speziellen mit einer Sektion. Das war nun gar nicht lustig, wie mir da so ein paar Zeitgenossen mitgespielt haben. Aber auch das ist vorbei gegangen, es ist eine neue DAV Sektion entstanden, in der nicht nur ich mich wohl und gut aufgehoben fühle und ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass jeder Mensch das Recht hat, sich bei der Wahl seiner Freunde auch mal zu irren.
Nicht öffentlich teilenswert ist die Tatsache, dass jeder älter wird und auch ich da nicht drum herum gekommen bin. Dieses Älter-werden hat so ein paar Begleiterscheinungen, die ich zwar nicht richtig schlecht finde, aber gewöhnungsbedürftig. Zu Beispiel, dass man etwas mehr Abstand gewinnt zu den Sachen, die man selbst gemacht hat oder macht, aber auch zu dem, was andere so tun. Soll heißen: Geht mir jetzt alles einfach mehr am Arsch vorbei. Ein blöder Nebeneffekt davon ist allerdings, dass zumindest mein Mitteilungsbedürfnis davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Soll heißen: Ich schreibe nicht mehr so viel, weil es mir nicht mehr so wichtig erscheint.


Fazit: Ich bemühe mich, wieder etwas mehr zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt euch auch weiterhin. Los geht's gleich mit dem winterlichem Jochberg!
Mag sein dass das eine oder andere etwas bissiger ausfällt als bisher. Eigentlich freu ich mich schon drauf....
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